Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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ab, aber es war noch nicht frei, als Octavia das Hotel verließ.
Ich hatte so viel von Betsys Entschlossenheit und ihrer Liebe zu ihrer Pflegemutter gesehen, daß ich nicht umhin konnte, auf ihre Hülfe in dieser Noth zu hoffen. „Sie wird,“ sagte ich, „bald von der Feuersbrunst hören; dann wird sie sogleich an Ort und Stelle eilen und Mittel finden, Ihre Sachen zu retten.“
„Sie wird es nicht können,“ sagte Octavia, „sie ist zu einer Freundin weit weg in der Stadt gegangen. Das Hotel ist ein hölzernes Gebäude und das Feuer wird es in wenigen Stunden verzehren; überdieß ist das Feuer gewiß in meinem Zimmer ausgegangen. O, nein! all’ die Sachen werden verbrennen.“
Aber der Verlust war Nichts für Octavia. Unruhiger war sie über die Unruhe ihres Mannes und ihrer Mutter, wenn sie von dem Ereigniß hören sollten, bevor sie ihnen hätte schreiben können.
Inzwischen verging eine geraume Zeit, ohne daß wir Nachrichten von Betsy oder von Saint-Charles hörten, und Octavia beschloß jetzt zu einer ihrer Freundinnen zu gehen, die näher beim großen Hotel wohnte und wo sie Etwas von dem Brand hören und erfahren konnte, ob es sich wohl noch ausführen ließ, an Ort und Stelle zu geben.
Sie war ungefähr eine Stunde fort, als es am Gitterthor vor dem Garten gegen die Straße zu heftig klingelte. Ich erkannte Betsy und sprang hinab, um mit ihr zu sprechen.
„Wie stehts, Betsy?“ rief ich.
„Ganz gut!“ rief sie zur Antwort, so athemlos, daß sie kaum sprechen konnte, aber mit strahlendem Gesicht. „Ich habe alles Geld bei mir.“ Sie legte die Hand auf ihre Brust. „Wo ist meine Missis?“
„Ich glaube, daß sie nach dem Hotel Saint-Charles gefahren ist,“ sagte ich.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/54&oldid=- (Version vom 20.8.2021)