Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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Säulen und grassirten an den Ueberresten des Erdgeschosses. Die brennende Ruine bot einen ganz pittoresken Anblick dar; keine Spur von Verwirrung oder Unordnung zeigte sich auf dem Platz davor. Alles war bereits gesichert und in Ordnung gebracht, Alles still; es war ungefähr vier Stunden nach Ausbruch des Brandes. Und ich habe heute gehört, daß bereits eine Subscription im Gang sei, um ein neues Saint-Charles zu bauen. Amerikanische Schnellfertigkeit! Einige Personen sind bei dem Brand beschädigt worden und mehrere haben ihre Sachen verloren. Das Feuer war in Octavias Zimmer ausgebrochen, das ganz nahe bei dem meinigen lag. Welch ein Glück, daß es nicht bei Nacht geschah!
Ich bedaure Saint-Charles nicht. Es war ein theures, unfreundliches, prächtiges Hotel und verdiente seinen Tod. Für eine Nacht und einen halben Tag in einem düstern Zimmer, vier Treppen hoch, mußte ich 5¼ Dollars bezahlen. Aber Louisiana ist ein sehr theures Land, das theuerste in den Vereinigten Staaten.
Stille Tage, stilles Leben, unfreundliches Wetter. Von dem Tage an, wo ich das letzte Mal schrieb und wo das Wetter von Wärme in bittere Kälte umschlug, hat es unaufhörlich geregnet und gestürmt, mit einer Beharrlichkeit, wie ich kaum etwas Aehnliches erlebt habe. Kein blauer Fleck am Himmel, kein Sonnenstrahl, nichts als Nebel, Geplatsche und Kälte. Erst heute hat es sich aufgehellt und scheint wieder schön werden zu wollen. Manche Fahrten in und außerhalb der Stadt sind durch dieses Wetter für mich zu nichte geworden. Aber wie dankbar bin ich nicht für meine ruhige und behagliche Wohnung während dieser Zeit
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/56&oldid=- (Version vom 20.8.2021)