Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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spielte und sang edel und gut. Der Prophet war eine langweilige Figur und nicht viel besser war seine Geliebte. Hätte sich das Stück, statt auf einer armseligen Liebesintrigue zu beruhen, an den religiösen Fanatismus und den geistlichen Uebermuth gehalten, den wir bei dem geschichtlichen Propheten Johann von Leyden finden, so hätte die Oper wahres Interesse bekommen. So aber gab sie dem Gedanken keine Nahrung und griff mit ihren beständigen Knalleffekten meine Nerven dermaßen an, daß es mir schwer wurde, die Augen offen zu halten. Die letzte Scene war furchtbar prachtvoll und weckte mich ein wenig auf. Der Anblick der weißgekleideten, schönen Creolinnen auf dem Amphitheater und in den Logen erfreute meine Augen wie schon früher. Aber in den Gesichtern einiger älteren Damen entdeckte ich stark aufgetragene weiße Schminke auf den Nasen.
Schulen und öffentliche Anstalten habe ich in Folge erhaltener Einladungen ebenfalls besucht. New-Orleans ist in drei Gemeinden eingetheilt. Die Schulen darin sollen seit einigen wenigen Jahren große Verbesserungen und neuen Aufschwung erhalten haben. Lehrer und Lehrerinnen aus den nördlichen Staaten kommen hieher. Und wohin sie kommen, da bringen sie das energische Erziehungsleben mit, das diese Staaten auszeichnet. Eine Lehrerin in den Schulen von New-Orleans kann bis auf tausend Dollars Gehalt haben.
In den großen Knabenschulen hörte ich die Jungen tapfer ihr Vaterland besingen als das Land der Braven und das Land der Freien:
„the land of the brave, and the land of[WS 1] the free!“
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: oft
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/58&oldid=- (Version vom 20.8.2021)