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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Dieß wurde in dem Sklavenstaat gesungen ohne Ahnung des Spottes, welchen das Lob gegen diese Institution in sich schloß.

So wird von der Kindheit an der natürliche Rechtssinn und reine Blick der Jugend durch die Sklaverei gefälscht.

Und schädlich wirkt sie nicht blos auf den Wahrheitssinn der Kinder, so daß sie die Lüge nicht sehen, sondern auch auf ihr Herz und ihren Charakter. Eine edle Dame in New-Orleans, die seit mehreren Jahren dort ansäßig ist, hat mir viel von dem unglücklichen Einfluß der Sklavereieinrichtung auf die Kindererziehung erzählt und genau auseinandergesetzt, wie mächtig sie dazu beitrage, die Gemüther der Kinder unbändig und wild zu machen. Das Kind, das von der Wiege an mit Sklaven umgeben ist, gewöhnt sich ihnen zu befehlen und sich Gehorsam gegen alle seine Launen zu verschaffen oder einen Ungehorsam bestraft zu sehen, und zwar manchmal mit großer Grausamkeit. Daher die heftige Gemüthsart und die wilden blutigen Auftritte, die in den Sklavenstaaten so gewöhnlich sind.

Und wie kann es anders sein? Auch ich habe hier von den Verhältnissen der Kinder zu den Sklaven einige Beispiele gesehen, welche beweisen, wie sehr diese Einrichtung dazu beiträgt, das von Natur despotische Menschengemüth schon im Kinde zu entwickeln.

In einer Schule für junge Mädchen mußte ich wirklich die Fertigkeit bewundern, womit sie ihre geistigen salti mortali machten.

Bei dem Examen, das die Oberlehrerin vornahm und das sie mit merkwürdiger Geschicklichkeit überstanden, wurden ihnen die Fragen ungefähr in folgender Ordnung vorgelegt:

„Woher kommt der Schnee? Wie groß ist das

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/59&oldid=- (Version vom 20.8.2021)