Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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Kriegsheer des Kaisers von Rußland? Wo liegt Lappland? Wer war Napoleon? Was ist Salpeter? Wie weit ist die Erde von der Sonne entfernt? Wann lebte Shakspeare? Wann starb Washington? Wie groß ist die Bevölkerung Frankreichs? Was ist der Mond?“ u. s. w. u. s. w.
Die Mädchen antworteten im Chor sehr rasch und meistens richtig. Das ganze Examen war für mich eine Reihenfolge von Ueberraschungen, und ich kann nicht umhin mich über die Art von Ordnung zu verwundern, welche in diesen jungen Seelen dadurch entstehen muß, daß sie den Schnee, die russische Armee, Lappland, Napoleon, Salpeter, Shakspeare, Washington, die Bevölkerung Frankreichs, den Mond u. s. w. unter einander rühren.
Ich muß Dir jetzt von einem ächten afrikanischen Tornado erzählen, dem ich mit Anna W. am letzten Sonntag Nachmittag anwohnte. Es war in der afrikanischen Kirche. Denn auch hier in der fröhlichen, leichtsinnigen Stadt New-Orleans hat der Geist des Christenthums sein Werk der Lebenserneuerung begonnen, und man hat Sonntagsschulen für Negerkinder, die darin über den Erlöser belehrt werden, und die Negersklaven dürfen in einer eigenen Kirche Gottesdienst halten.
Wir kamen zu spät, um die Predigt in der afrikanischen Kirche zu hören, wohin wir uns begaben. Aber nach beendigtem Gottesdienst war ein sogenanntes Classenmeeting. Ich weiß nicht, ob ich Dir gesagt habe, daß die Methodisten innerhalb ihrer Gemeinde gewisse Abtheilungen oder Classen bilden, von denen jede ihren Führer oder Ermahner (Exhorter) wählt. In der Classenversammlung gehen diese Exhorters bei denjenigen Mitgliedern ihrer Classe, von denen sie glauben, daß sie Trost oder Zuspruch bedürfen, umher, reden laut oder leise zu ihnen, empfangen ihre
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/60&oldid=- (Version vom 20.8.2021)