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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

herum und auf und ab zu gehen, indem sie von Zeit zu Zeit ein Hallelujah rief. Ihre Miene war jetzt ruhig, ernst und wirklich schön. Während all des wilden Tumults von Rufenden und Hüpfenden rechts und links fuhr sie fort in allen Richtungen mit ausgebreiteten Armen durch die Kirche zu gehen, den Blick aufwärts gerichtet und leise rufend: „Hallelujah.“ Endlich warf sie sich am Altar auf ihre Kniee und wurde da ganz still.

Das Gehüpfe, Gekreische und Gelärme in der Kirche währte noch gewiß eine gute Viertelstunde fort. Jetzt gingen einige Negerinnen hin und hoben die noch am Altar liegende Mulattin auf. Sie war ganz starr. Sie trugen sie auf eine Bank vor uns und legten sie da nieder.

„Was ist’s mit ihr?“ sagte Anna W. zu einer jungen Negerin, welche sie kannte.

„Bekehrt!“ war die lakonische Antwort des Mädchens, das sich jetzt den Andern anschloß, welche sanft die Pulse der Bekehrten rieben.

Ich legte meine Hand an ihre Stirne. Sie war ganz kalt. Das waren auch ihre Hände.

Als sie allmälig zu sich kam, war ihr Blick ruhig und fest, aber es schien mir, als sehe er mehr einwärts als auswärts, sie sprach leise vor sich hin und in ihrem Gesicht malte sich ein so schöner glückseliger Ausdruck, daß ― ich gerne wissen möchte, was sie da sah oder vernahm. Es war keine, gewöhnliche, keine irdische Erscheinung. Ihr Gesicht war wie verklärt. Als sie unter schweren Seufzern wieder in ihren gewöhnlichen Zustand kam, wurde auch ihre Miene wieder die gewöhnliche. Aber ihr Wesen war verändert; sie weinte viel, obschon ruhig und still.

Allmälig legte sich der Sturmwind in der Kirche, das Schreien, Springen, Ermahnen und Predigen, Alles hörte auf, und jetzt schüttelte man einander die

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/63&oldid=- (Version vom 20.8.2021)