Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/66

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

mit zierlichen, geschmackvollen, nach new-orleanischem Brauch umwundenen Tüchlein geschmückt sind, allerliebst aussehen; und auf den Straßen habe ich junge Dienstmädchen, Mestizen und Quarterons gesehen, die vollendete Schönheiten waren. Gewöhnlich ist auch ihr Wuchs ausgezeichnet schlank und wohlproportionirt.

New-Orleans ist lange als eine sehr fröhliche Stadt bekannt gewesen, hatte aber einen minder guten Ruf in Betreff seiner Moralität, welche stark mit französischem Leichtsinn versetzt war. Dieser soll jedoch mit jedem Jahr abnehmen in demselben Verhältniß, wie die angloamerikanische Bevölkerung die Herrschaft in der Stadt bekommt. Und sie nimmt hier auch mit Macht zu. Die französische Bevölkerung dagegen wächst nicht an und ihr Einfluß ist im Abnehmen. Von der Moralität des Geschäftslebens in New-Orleans habe ich nicht die besten Zeugnisse vernommen, und ich hörte einmal einen mir befreundeten Handelsmann, während er unter den Zuckerfässern auf einer großen Niederlage in der Stadt stand, äußern: „Es geschehen auf diesem Platz mehr Schurkenstreiche, als nöthig wären, um die ganze Stadt versinken zu lassen.“

Der gute Bürgersinn ist inzwischen nicht unthätig und möchte gern die Stadt würdig machen auf der Erde stehen zu bleiben. Eine gute Einrichtung, die jetzt im Werke ist, ist ein großes Matrosenhaus, wo Seeleute, deren Schiffe im Hafen der Stadt liegen, um Waaren einzunehmen oder abzuladen, gut und billig beherbergt werden sollen. Bisher konnten die fremden Matrosen in der Stadt bloß in Kneipen, die wahre Räuberhöhlen waren, Unterkunft finden. Das große stattliche Haus, das jetzt von guten Bürgern in der Stadt erbaut wird, soll den Matrosen einen guten und sichern Hafen geben. Einige meiner Freunde, die dafür arbeiten, wünschen, daß Jenny Lind, die binnen Kurzem aus Cuba hier erwartet wird, sich dafür interessire.

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/66&oldid=- (Version vom 20.8.2021)