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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Mitteln erzählen, welche sie wählte, um ihre grausame Lust zu sättigen — die Chroniken des Heidenthums und des Fanatismus kennen nichts Schlimmeres. Genug, das Klagegeschrei der Opfer bahnte sich unter der Erde, durch Mauern und verschlossene Thüren hindurch Weg und wurde gehört. Es verbreitete sich in der Stadt. Das Herz des Volkes empörte sich. Das Volk versammelte sich in Haufen um das Haus, wo Madame Lallorou wohnte, es wollte die Opfer befreien, das Haus niederreißen und an dem Teufel in Weibergestalt Rache nehmen. Es griff die Sache rasch an. Schon begannen die Mauern des Hauses einzufallen, da kam der Maire mit bewaffneter Macht. Er beschützte Madame Lallorou’s Haus mit Gewalt und gab ihr Gelegenheit durch eine Hinterthüre zu entfliehen. Halb gekleidet entkam sie und entfloh aus Amerika.

Später lebte sie in Paris von den Zinsen eines ungeheuren Vermögens, das sie sich auf die bewußte Art in Louisiana erworben hatte. Sie soll vor kurzer Zeit gestorben sein.

Wer kann an eine Hölle nach dem Tod glauben, wenn man das Leben und die Lust solcher Menschen auf Erden sieht!

Madame Lallorou’s Mann, ein Franzose, lebt noch in New-Orleans und soll ein braver Mann sein. Er muß also von seiner Frau getrennt gelebt haben.

Dieß ereignete sich vor zehn bis zwölf Jahren. Wenn es wirklich wahr ist, daß Weiber die schlimmsten unter den schlimmen Sklavenbesitzern sind, so muß dieß daher kommen, daß ihr Character im Allgemeinen erregbarer, daß das Clima hier von ungewöhnlich nervenreizender und erhitzender Beschaffenheit ist, und daß ohnehin das Weib im Allgemeinen in den Extremen des Guten und Bösen über dem Manne steht,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/71&oldid=- (Version vom 20.8.2021)