Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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der klarste, mildeste Himmel, athmete man die lieblichste Luft. Das Wasser im Hafen glänzte krystallhell, und überhaupt schienen mir Luft und Farben von der reinsten Klarheit und Zartheit zu sein. Unter den Gegenständen, die ins Auge fielen, waren die Festung, wo die Staatsgefangenen sitzen, ein anderes Gefängniß und ein — Galgen. Aber die schönen wogenden Palmen und die grünen Höhen bezauberten meine Augen.
Kleine halbbedeckte Boote und Ruderer mit spanischen Physiognomien legten am Schiff an, um die Passagiere ans Land zu führen. Aber die Passagiere durften nicht landen. Es verlautete, daß ein gewisser Oberst White, nebst Lopez einer der Anführer bei dem früheren Räuberzug gegen Cuba, sich an Bord des Schiffes befinde, daß die spanischen Behörden auf der Insel einen Wink davon erhalten und den Passagieren sammt und sonders das Landen bis aufs Weitere verboten haben. Dieß war nicht sehr angenehm. Einige der Herren waren sehr erzürnt und ganz und gar nicht freundlich auf den Oberst White zu sprechen, der, eine lange, hoch aufgeschossene Gestalt mit rothem Gesicht, irischer Nase und unbekümmertem, gleichgültigem Wesen, jetzt seine Erscheinung auf dem Verdeck machte und daselbst auf- und abspazierte, mitten vor ihren zornigen Blicken eine Cigarre rauchend. Er beabsichtigte, sagte man, nach Chagres und von da nach Californien zu gehen.
Sechs Stunden mußten wir im Hafen liegen bleiben. Für mich waren sie nicht lang. Der Anblick der Ufer und der Gegenstände auf denselben war für mich so bezaubernd, das Wetter war göttlich, und wir hatten große Büschel von schönen goldenen Ananas an Bord bekommen. Artige Herrn tractirten damit und ich frühstückte mit Hochgenuß meine Lieblingsfrucht, für mich eben so angenehm und wohlthuend wie die tropische Luft selbst. Auch Zuckerrohr wurde umher geboten
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/86&oldid=- (Version vom 20.8.2021)