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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Barnum und seine Tochter u. s. w. Das beste Verhältniß schien zwischen ihr und ihnen vorzuwalten. Sie lobte sie Alle und rühmte Barnums Benehmen gegen sie sehr. Sie hatte jetzt aufgehört auf Cuba Concerte zu geben; sie erlabte sich jetzt an der Ruhe und an der schönen tropischen Natur und Luft. Mir sang sie unaufgefordert (denn ich wollte sie nicht bitten zu singen) das Lindbladsche Lied: Spreche ich, so hörst du mich u. s. w. und ihre Stimme schien mir so frisch und jugendlich wie früher.

Eines Tags führte sie mich zu Wagen nach dem Garten des Bischofs, einer schönen parkartigen Anlage bei Havannah, wo sie sichs angelegen sein ließ, mir den Brodbaum und andere tropische Gewächse zu zeigen, was ihren frischen Natursinn bewies. Abends fuhren wir auf der prachtvollen Promenade el Passeo de Isabella seconda, die gewiß eine halbe schwedische Meile weit durch breite Alleen mit Palmen und andern Tropenbäumen führt, durch viele Blumengruppen, an Marmorstatuen und Springbrunnen hin und eine der schönsten Promenaden ist, die man sich nur denken kann, zumal unter Cubas klarem Himmel. Der Mond war im Zunehmen und schwamm gerade wie ein kleines Boot über dem westlichen Horizont. Jenny Lind machte mich auf seine verschiedene Stellung hier und bei uns, wo der Neumond immer in geneigter Richtung über der Erde steht, aufmerksam. Der ganze Ring des Mondes kam ungewöhnlich klar zum Vorschein.

Dieser beginnende sanfte Mondschein über den grünen, wogenden Feldern mit ihren Palmengruppen war unbeschreiblich schön.

Ich meinte zu finden, daß Jenny Lind ihres Reiselebens und ihrer Reise als Sängerin müde sei. Sie wünschte offenbar ein Leben von stillerem und tieferem Inhalt. Wir sprachen von Ehe und häuslichem Leben.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/90&oldid=- (Version vom 25.9.2021)