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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

uns zuletzt in den guten Hafen führen. — „Aber auf diese Art werden sie diesen Freunden wehe thun.“ Ja, aber ich kann meine Freiheit und meine Macht nicht verkaufen, um ihre Empfindlichkeit zu schonen. Ueberdieß haben alle Menschen ihre Augenblicke der Vernunft, wenn sie in das Reich der absoluten Wahrheit hinaussehen. Dann werden sie mich rechtfertigen und dasselbe thun. Die Menge glaubt, daß eure Verwerfung der populären Richtschnur eine Verwerfung alles Gesetzes sei. Und der freche Sensualist wird sich des Namens der Philosophie bedienen, um seine Lüste zu verfolgen. Es gibt zwei Beichtstühle und in einen von ihnen müssen wir hineineingehen. Ihr könnt eure Schuldigkeiten auf einem direkten oder reflektirten Wege erfüllen. Besinnt Euch, ob Ihr Eure Schuldigkeiten gegen Vater, Mutter, Vetter, Nachbar, Stadt, Katze und Hund erfüllt und ob Jemand von ihnen Euch etwas vorwerfen kann. Aber ich kann auch diese reflektirte Norm vergessen und mich selbst absolviren. Ich habe meine eigenen ernsten Forderungen, meine vollkommenen Zirkel. Sie verweigern manchen Handlungen, die Schuldigkeiten genannt werden, den Namen Schuldigkeit. Aber wenn ich diese Schulden abwerfen kann, so kann ich es entbehren den angenommenen Gebräuchen zu folgen. Wenn Jemand glaubt, daß dieses Gesetz schwankend sei, so laßt ihn sein Gebot einen Tag halten.

Und in Wahrheit, er verlangt etwas Göttergleiches von dem, der die gewöhnlichen Motive der Menschheit abgeworfen und es gewagt hat, sich auf sich selbst als Wegweiser zu verlassen. Hoch muß ein Herz sein, zuversichtlich sein Wille, klar sein Blick, so daß er sich selbst Lehre, Staat, Gesetz sein kann, und daß ein einfacher Vorsatz für ihn so viel sein kann, wie für andere die eisenharte Nothwendigkeit.

Wenn Jemand das Aussehen dessen, was jetzt vorzugsweise die Gesellschaftswelt genannt wird, ernstlich

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/194&oldid=- (Version vom 9.9.2019)