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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

gehört. Wo nur immer in der Wüste des Daseins der heilige Gedanke, den wir lieben, Blüthen getrieben hat, da blüht er für mich. Wenn Niemand es sieht, ich sehe es; ich fühle, ob auch allein, die Größe dieses Faktums. Während er blüht, will ich Festtag halten und aufhören mit meinen Grübeleien, meinen Thorheiten, meinen Launen. Die Natur ist getröstet durch die Gegenwart eines solchen Gastes. Vieler Augen können Alltagstugenden entdecken und ehren; es gibt Viele, die das Genie auf seiner sternenbesäten Bahn aufzuspüren vermögen; aber wenn die Liebe, die Alles duldet, Allem entsagt, Alles erfüllt, die sich selbst gelobt hat, daß sie lieber ein Thor und ein Elender in der Welt sein, als ihre weißen Hände durch Nachgiebigkeiten beflecken wolle, wenn sie in unsere Straßen und Häuser kommt, dann können bloß die Reinen und Emporstrebenden ihr Antlitz kennen, und der einzige Achtungsbeweis, den sie ihr zu geben vermögen, ist sie zu erkennen.“

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„Der höchste Achtungsbeweis, welchen der Mensch je vom Himmel empfängt, ist daß er ihm seine verkleideten und verleumdeten Engel schickt.“[WS 1]

Von der Freundschaft sagt Emerson:

„Freundschaft fordert das seltene Mittelding zwischen Gleichheit und Ungleichheit, das jeden der Theile durch das Dasein von Macht und Zustimmung bei dem andern anreizt. Laß mich lieber bis ans Ende der Welt allein sein, als daß mein Freund mit einem einzigen Wort oder Blick seine wirkliche Sympathie überschritte. Ich werde von der Nachgiebigkeit ebenso abgestoßen wie von der Bekämpfung. Laß ihn keinen Augenblick aufhören er selbst zu sein. Die einzige Freude, die ich darüber habe, daß er mein ist, besteht darin, daß dieser Meine nicht das Meinige ist. Ich hasse es, da wo ich ein männliches Befördern oder wenigstens

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/198&oldid=- (Version vom 9.9.2019)