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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

in Ausdruck und Wesen, aber ohne dessen kritische Strenge, und von christlicher Liebe wie von einer schönen Sommerluft durchhaucht. Er ist einer der seltenen Männer des Südens, die mit klarem und vorurtheilsfreiem Blick dem Sklavereiinstitut in sein schwarzes Gesicht schauen. Er glaubt an die endliche Ausrottung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten und er hofft dieses Befreiungswerk vom Christenthum. „Bereits arbeitet es daran,“ sagte er, „das Leben des Negervolkes zu erheben; von Jahr zu Jahr verbessert sich ihr Zustand, sowohl in geistiger, als in physischer Beziehung; bald werden sie in moralischer Beziehung uns gleich werden, und wenn sie uns gleich geworden sind, so werden sie nicht länger unsere Sklaven bleiben können. Ihr nächster Schritt wird dann sein, daß sie uns um Lohn dienen. Und ich kenne verschiedene Personen, die ihre Diener auf diese Weise behandeln.“ — Dieses Gespräch freute mich, denn ich bin überzeugt, daß Eliotts Gesichtspunkt in dieser Beziehung der richtige ist.

Die Examina im Seminar waren bereits beinahe vorüber und ein großer Theil der jungen Mädchen, Blumen aus den südlichen Staaten, schon fort. Gleichwohl bekam ich noch einige zu sehen und hörte ihre Compositionen in Versen und Prosa. Beinahe alle Lehrerinnen waren aus den nördlichen Staaten, die meisten aus Neuengland, und sie waren meistens auch junge, hübsche, einnehmende Mädchen. Am Abend des letzten Examenstages waren sie alle im Hause des Bischofs versammelt. Ich fühlte mich etwas unglücklich, theils von der Hitze, theils weil ich unwohl (wie gewöhnlich fiebermatt) war, theils weil ich das Gesellschaftsleben und seine Pflichten für mich fürchtete. Aber mitten in der Gesellschaft und Hitze bekam ich eine Anwandlung von scandinavischer Laune und veranstaltete das Spiel „Feuerleihen,“ wodurch all diese bisher etwas

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/388&oldid=- (Version vom 23.2.2020)