Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/73

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

dem unserer Eschen, nur daß ihre Blätter weit breiter sind, und jetzt tragen sie lange Bohnen. Auch andere Baumarten mit höheren Stämmen als der Ailantus verleihen den Straßen Schatten und ein friedlich ländliches Aussehen. Man sagt, der Handel New-Yorks komme nach Brooklyn (wo er Haus und Hof hat) herüber, um zu schlafen. Der Freund, bei dem ich hier wohne, Marcus Sprinz, hat sein Handelshaus in New-York und seine eigentliche Wohnung hier in Brooklyn; ein allerliebstes ländliches Haus mit Namen Rosenhütte, das er selbst gebaut, und mit Bäumen, Weinlauben, Mais und andern Gartengewächsen umpflanzt hat, eine Anlage halb Park und halb Baumgarten. Von da fährt er jeden Morgen nach New-York, und hieher kommt er jeden Abend zurück, aber nicht blos um zu schlafen, sondern um auszuruhen und sich mit seiner Frau, seinen Kindern und seinen Freunden zu erfreuen. Rosenhütte liegt just an der Auszackung der Stadt, aber Du darfst nicht glauben, daß dies eine kleine Stadt sei, sondern eine Stadt, die 100,000 Einwohner, ein eigenes, recht stattliches Rathhaus und 100 Kirchen hat. — Und das Land mit waldigen Höhen und grünen Feldern sieht man von hier aus auf drei Seiten. Aber auf mehreren Seiten stehen auch neue Häuser und drohen bald dem Land Eintrag zu thun. Inzwischen wird das immer noch einige Jahre anstehen, bis Rosenhütte in die Stadt kommt. Ich werde jetzt eine kurze Zeit hier verweilen, bevor ich nach Boston und Massachussetts fahre.

Ich habe Dir viel, viel zu erzählen; aber ach, die Zeit will mir nicht Zeit und Ruhe dazu geben, und ich muß Dir hier mein Leben mehr im Zusammenhang schildern, als ich in Dänemark that. Meine Eindrücke vom Leben sind hier auch größer, massiver, blockartiger möchte ich sagen; ich kann sie noch nicht bemeistern und handhaben, ich habe keine Worte für sie. Ich

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/73&oldid=- (Version vom 6.7.2019)