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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Enthusiastisch liebt er blos das Ideale und Vollkommene, und er findet die Wirklichkeit noch weit unter diesem. Wir sind sehr jung, sehr jung! sagt er vom Volk der Vereinigten Staaten. Von Emerson sprach er mit Bewunderung — aber wie von einem ihm ferne stehenden höheren Geiste. „Er ist der Beste, von uns Allen,“ sagte er. — „Ist er Ihr Freund?“[WS 1] fragte ich. — „Nein,“ antwortete er, „ich kann mir mit diesem Verhältniß zwischen uns nicht schmeicheln. Er ist dafür zu abstoßend, zu … Aber Sie müssen ihn sehen, um ihn zu begreifen.“ Ich machte einige Bemerkungen gegen Emersons Anschauungsweise. Channing antwortete nicht viel darauf, blieb aber dabei, daß er zu Emerson wie zu einem Stern erster Größe aufschaue. Dieser Mann muß ein Zaubertalent besitzen.

Am Donnerstag werde ich mit Channing und Springs nach dem amerikanischen Phalanstère in New-Jersey reisen, dieses wunderliche Ding in der Nähe besehen und mehr von christlichem Socialismus lernen. Bergfalk kommt mit uns. Dann kehre ich hieher zurück und bleibe bis zum Ende der Woche hier. Die nächste Woche werde ich bei Miß Lynch in New-York zubringen und mich dem Gesellschaftsleben dort widmen. Hierauf komme ich wieder und begleite meine Freunde nach Massachusetts, um allda bei ihren Verwandten das große Dankfest, genannt Thankgivings, zu feiern. Es ist auf den 26. November festgesetzt und soll besonders in den Staaten Neuenglands, wo es zuerst entstand, feierlich begangen werden. Dann wollen wir zusammen Lowells, Emersons und mehrere Andere besuchen, zu denen wir eingeladen sind. Hierauf landen wir in Boston, wo ich über die Wintermonate zu bleiben gedenke, und meine Freunde kehren in ihre Heimath zurück.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/96&oldid=- (Version vom 6.7.2019)