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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Muthmaßung über das Leben und die Entwicklung künftiger Geschlechter in ihrem Schoos bilden können.

In Mr. Scoolcrafts Sammlung indianischer Curiosa befinden sich auch kleine Flöten, welche die Indianer gebrauchen, wenn sie verliebt sind und ihre Liebe dem Gegenstand ihrer Sehnsucht zu erkennen geben wollen. Sie malen und schmücken sich dann aufs Beste, gehen am stillen Abend oder in der Nacht hinaus und blasen oder pfeifen in der Nähe des Zeltes oder Wigwams der Geliebten auf der Flöte. Ist die Schöne dem Liebhaber hold, so läßt sie sich außerhalb des Zeltes sehen, mitunter kommt sie ihm auch entgegen und läßt sich von ihm entführen. Diese Flöte ist ein sehr unvollkommenes Instrument, und die Indianer, die nicht sehr musikalisch sind, bringen nur einige wenige beinahe ganz unmelodische Tone aus ihr hervor, welche dem Gepfeife oder Gezwitscher eines Vogels gleichen. Mr. S. hat die Güte gehabt mir einige Gemälde von dem Leben und den Sitten der Indianer zu schenken; eines von ihnen schildert eine solche nächtliche Freiwerbung. Es steht dem Thierleben sehr nahe; man meint einen hübschen Vogel seiner kleinen Donna vorflöten zu sehen.




Auf dem Observatorium dahier habe ich durch ein sehr gutes Telescop zu dem Mond hinaufgeguckt und sein träumerisches mare vaporum (Dunstmeer), seine Höhen und Thäler, sowie die Spalte in einem seiner Berge so deutlich gesehen wie noch nie. Schade, daß diese schöne Sternwarte eine so ungesunde Lage (am Potomak)

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/121&oldid=- (Version vom 4.8.2020)