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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Achtzehnter Brief.


Philadelphia (Pennsylvanien), den 23. Juni 1850.

Endlich, meine liebe Agathe, habe ich einen Augenblick Ruhe und kann mit Dir plaudern; aber es ist mir schwer geworden, in der freundschaftlichen Stadt der „Freunde“ diese Ruhe zu finden.

Charleston verließ ich am 15. dieses, auch hier, wie an andern Orten, mit Geschenken, sowie mit unendlich vieler Güte und Freundlichkeit überhäuft. Aber ach, wie wurde ich nicht in den letzten Tagen in der Stadt herumgejagt, wie müde machte mich nicht die Arbeit eines unaufhörlichen Gesellschaftslebens! Den letzten Abend in Carolina brachte ich damit zu, daß ich in Gesellschaft eines lebhaften kleinen Astronomen, Mr. Gibbs (er ist der Bruder des gefälligen Naturforschers in Columbia), von der heimischen Piazza aus den Sternenhimmel betrachtete. Die drei großen Constellationen, der Scorpion mit seinem feuerrothen Herzen (Antares), der Schütze und der Steinbock sammt der südlichen Krone (unbedeutend) standen klar am südlichen Himmel, und das Zodiakallicht warf seinen weißen Schein zur Milchstraße hinauf. Wir richteten das Teleskop auf ein Nebelbild in derselben und dann auf denjenigen Theil der Milchstraße, wo unsere Erde sich befindet, verloren in der Unermeßlichkeit des Universums wie ein Infusionsthierchen im Meer. Aber ich

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/19&oldid=- (Version vom 4.8.2020)