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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Cony Island, den 26. August.  

Wieder am Meer; wieder ein frischer Athemzug am großen Meer in Gesellschaft meiner trefflichen Freunde. Marcus befindet sich wohl und genießt das Leben hier. Baby wird mit jedem Tag besser. Der Platz ist einsam und wild romantisch. Der Mond glänzt prachtvoll über dem Meer, das stark vom Winde aufgeregt braust. Ich spaziere Abends mit Marcus am Meeresstrand umher, und zu Hause erzählt mir Rebekka in dem klaren Mondschein Ereignisse aus der Geschichte des innern Lebens, welche von dem wunderbaren Leben und der Leitung des inneren Lichtes bei den Seelen zeugen, die in stiller, in sich gekehrter Aufmerksamkeit darauf achten. Kleine Feuer in geraden und in krummen Linien glänzen Abends auf den Sandklippen am Meer und zwischen den Bäumen am Strand. Es sind „Clams“ (eine Art großer Muscheln), die man zum Abendessen bratet, während man über ihnen im Sande Reisig verbrennt. Sie haben einen delikaten Geschmack und kommen mir besser vor, als die Austern. Das Wetter ist frisch, die Bäder erfrischend. Wir sind alle vergnügt, alle glücklich.

Ehe wir von Brooklyn abreisten, hörten wir eines Sonntags den jungen H. Beecher predigen. Er hatte sich in einer Kirchenzeitung, deren Mitarbeiter er ist, scharf über das neue Gesetz gegen die geflüchteten Sklaven ausgesprochen. Viele Mitglieder seiner Kirche hatten dieß sehr übel genommen. Und Beecher sprach jetzt von der Kanzel herab sein Glaubensbekenntniß über die Pflicht des Geistlichen im Verhältnis zu der Gemeinde und zu seinem Gewissen aus. Er that dieß in wenigen, aber kräftigen Worten also: „Wenn Gottes Gesetz und mein Gewissen mir etwas gebieten, und ihr (die Gemeinde) sagt, daß ich nicht ihm, sondern

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/201&oldid=- (Version vom 23.9.2020)