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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

oder drei Shäkergemeinden eine gute Praxis hat. Sie hat mir auch von manchem in der Welt verbitterten Menschenleben erzählt, das in der Shäkergesellschaft ein friedliches Asyl gefunden; von unglücklichen Gatten, von einsamen Weibern, von schwer durch Kummer geprüften Männern, die hier einen Hafen gegen tägliche Stürme gefunden, die hier Freunde, Pflege, die Annehmlichkeiten des Lebens und den Frieden des Lebens gefunden, wie sie ihn in der Welt nie hätten bekommen können. Diese Gesellschaften sind gemilderte Klostervereine, und im Ganzen, wie mir scheint, die vernünftigsten und zweckmäßigsten Einrichtungen dieser Art, ausgenommen im Tanz, welcher bedeutend vernünftiger und schöner sein könnte.

Elder Richard Bushnell schenkte mir beim Abschied ein Buch, das die Geschichte der Entstehung und Organisation „der tausendjährigen Kirche oder der vereinigten Gesellschaft von Gläubigen, genannt Shäker“ enthält. Ich sehe darin, daß die Sekte zuerst in Frankreich aufkam, als bei dem Wiederaufleben des religiösen Sinnes in der Dauphine gegen Ende des sechszehnten Jahrhunderts eine Menge Männer und Weiber von religiösen Entzückungen an Seele und Leib befallen wurden, welche sie als Wirkungen des heiligen Geistes betrachteten, da sie von Erscheinungen und starken inneren Mahnungen zu einem heiligen, Gott geweihten, ascetischen Leben begleitet wurden. Beunruhigt und verfolgt in Frankreich, flohen einige von ihnen nach England.

Anna Lee, Tochter eines Schmids, ein junges Mädchen, das schon von Kindheit auf Erscheinungen und Eingebungen, denjenigen ähnlich, die in der Geschichte der schwedischen Heiligen Sct. Brigitta erzählt werden, gehabt, wurde mit den französischen Frommen bekannt, und obschon sie weder lesen noch schreiben konnte, zeichnete sie sich bald durch ihre Kenntniß in der Bibel und in heiligen Dingen aus. Nach innern,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/215&oldid=- (Version vom 12.12.2020)