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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

neugebautes Haus (in einer gesunden Gegend, als wo sie früher gewohnt) ganz nah bei dem lutherischen Kirchlein. Dieses war recht zierlich, aber immer noch unvollendet. Hier sah ich ein Häuflein von etlichen und dreißig schwedischen und norwegischen Kindern zum religiösen Unterrichte versammelt: freundliche, helle, blauäugige Gesichtchen! Sie waren zum größern Theil Kinder von Leuten in geringen Lebensverhältnissen, und wohnten um die Stadt her auf kleinen Höfen. In der Schule lernten sie ihre Muttersprache, wie auch englisch, Lesen, und Schreiben. Hier sind sehr wenig Schweden ansässig. In Millwaukie und Umgegend, in Wisconsin befinden sich mehr.

Von Schneidau und seiner Frau erfuhr ich viel über Erik Janson und die Ereignisse, die seinen Tod veranlaßten, aber ich spare die Erzählung derselben bis auf unser Zusammentreffen auf. Ein räthselhafter Charakter scheint der Mann gewesen zu sein, halb Betrüger und halb betrogen von sich selbst oder seinem Dämon.

Eines Abends, als ich Schneidau besuchte, sah ich meine „Schöne von Baltimore,“ ein hübsches, stilles, junges Mädchen, dem Schlag Weiber angehörig, welche die schönsten Thaten verrichten können, ohne zu ahnen, daß sie etwas Gutes thun. Sie sind selbst moralische Schönheiten und folgen ihrer Natur wie die Blume der ihrigen folgt.

Deutsche finden sich in Menge in Chicago, besonders Kaufleute und Handwerker. Die Stadt ist blos zwanzig Jahre alt, und in dieser Zeit bis zu einer Stadt von fünfundzwanzigtausend Seelen herangewachsen. Ein ächtes „Baby“ des großen Westens, aber wie gesagt noch etwas ungeputzt. Hier ist jedoch eine Straße oder vielmehr eine Reihe von Häusern oder kleinen Villen am Ufer des Binnensees entlang, auf hohem Strand eine Straße, die ihrer Lage nach

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/265&oldid=- (Version vom 12.12.2020)