Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band | |
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Höhe einen Platz gekauft, groß genug für ein Haus und ein Gärtchen, Du hast Dir auch ein schönes Haus gebaut, und Bäume und Blumen herum gepflanzt, und Du freust Dich über Dein Haus, sowie über die prächtige Aussicht, welche Dich den ganzen See und einen großen Theil des Landes überschauen läßt. Das ist heute. Morgen erfährst Du, daß das Land zunächst an Deinem Haus von Jemand angekauft worden ist, der seinen ganzen Theil der Höhe um mehrere Klafter zu senken und unmittelbar unter Deinem Haus eine Straße zu bauen beabsichtigt. Du protestirst und sagst, Dein Haus müßte einfallen, wenn der Sandhügel just an seinen Mauern so tief untergraben werde. Dieß hilft nichts. Uebermorgen siehst Du das Graben vor Deinen Mauern beginnen, und Du hast die angenehme Aussicht eines Tags den Sandhügel zusammenstürzen, Dein Haus sammt demselben einfallen und einen Purzelbaum auf die neue Straße zu ihren Füßen hinabmachen zu sehen, und wenn das Glück gut ist, schlägt es noch das Haus in Stücke, das Dein Todtengräber gebaut hat. Aber dieß ist ein düstres Gemälde. Gleichwohl sah ich es vor meinen Augen in Millwaukie. Ich möchte gern eine Zeit in Millwaukie auf seinen schönen Höhen, unter seinem freundlichen muntern Volk wohnen, aber da Häuser bauen, — nein, ich danke!
Es war den 29. September Morgens, als ich an diese erste schwedische Colonie im Westen kam. Ich fuhr von Millwaukie mit Herrn Lange hin, der unsern kleinen Wagen auf dem nicht leichten Wege durch die einsame Gegend etliche und zwanzig englische Meilen von Millwaukie kutschirte. Es war ein Sonntag Morgen, als wir ankamen, ein schöner sonnenwarmer Morgen. Die kleine schwedische Colonie am Pine Lake,
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/273&oldid=- (Version vom 12.12.2020)