Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band.djvu/274

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

obschon zum größeren Theil gesprengt, findet sich noch in einem halbdutzend Familien da, die als Farmer in der Gegend leben. Es war eine Binnensee-Gegend, so zierlich und romantisch man sie sich nur denken kann, eine wahrhaft schwedische Binnensee-Gegend. Und man begreift leicht, daß sie die ersten schwedischen Auswanderer entzückte, so daß dieselben, ohne erst das Erdreich zu untersuchen, hier ein Neu-Schweden zu gründen, und ein Neu-Upsala zu bauen beschlossen.

Ich brachte den Vormittag mit Besuchen bei verschiedenen schwedischen Familien zu. Beinahe alle wohnten in Blockhäusern und schienen sich in ziemlich geringen Umständen zu befinden. Am besten stellte sich ein Schmied, der, glaube ich, auch in Schweden das Handwerk getrieben. Er hatte sich ein schönes kleines Haus in den Wald gebaut, war ein hübscher Mann, und hatte eine hübsche junge Norwegerin zur Frau; ebenso ein Herr Bergvall, der in Schweden Gutsbesitzer gewesen, hier aber ein tüchtiger Bauer geworden war, einige Morgen gutes Land bekommen hatte, das er mit Eifer und Kraft anbaute, stand sehr gut, und war eine ausnehmend heitere, gutmüthige, gesunde schwedische Natur. Er hatte schönes Vieh, dem er selbst abwartete, und eine gute Maisernte stand herrlich draußen auf den Aeckern, ohne im Sonnenschein zu vertrocknen. Er hatte neben sein Blockhaus noch ein kleines steinernes Haus gebaut, um das erstere zu erweitern, und im Blockhaus hatte er eine der hübschesten, freundlichsten, anmuthsvollsten schwedischen jungen Frauen, mit Wangen so frisch rosenroth, wie man sie nur selten in Amerika sieht, und zwar obschon sie jetzt einen vier Wochen alten kleinen Knaben, ihr erstes Kind, säugte und ohne andere Hilfe als eine junge Schwester alle Arbeit im Haus allein besorgen mußte. Dieß war ein heiteres und glückliches Heimwesen, ein gut schwedisches Heimwesen mitten in der

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/274&oldid=- (Version vom 12.12.2020)