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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

ungefähr dreitausend Personen, das der Stadt unerschwengliche Summen kostet und seinem Zweck unmöglich gut entsprechen kann. Alles muß hier zu fabrikmäßig getrieben werden, das Individuum verliert sich in der Masse und kommt nicht zu seiner gebührenden Schätzung. Der Faule bekommt ebensoviel wie der Lahme und Blinde, und der letztere kann die besondere Pflege, deren er bedarf, nicht erhalten. So kam es wenigstens mir vor. Auch schien der pflegende Geist hier nicht so edelmüthig und sorgsam, wie bei den andern Anstalten, und ich vermißte Ruheplätze unter dem freien Himmel mit Bäumen und grünen Feldern und Blumen für die Alten. Der kleine Hof mit einigen Bäumen war gar zu unbedeutend. Im Uebrigen zeichnet sich diese Anstalt durch die Ordnung und Reinlichkeit aus, die sich in allen öffentlichen Anstalten der neuen Welt verräth. Große, helle Säle und rundum in ihren Mauern kleine finstre Zimmer, als Nischen der Zellen angebracht, worin die Alten ihre Schlafstätten haben, und somit jeder sein eigenes Stübchen besitzt, mit offener Thüre zu dem gemeinschaftlichen Saal, wo ein eiserner Ofen Wärme für Alle verbreitet — so schien mir die herrschende Anordnung der Zimmer für die Bewohner zu sein. Und dies ist wahrhaftig gut, da die Alten auf solche Art, so oft sie wollen, allein sein und ebenso, wenn sie wünschen, Gesellschaft und Bücher in einem hellen, warmen Saale mit Tischen und Stühlen oder Bänken genießen können.

Ich habe noch von mehreren guten Einrichtungen hier in der Stadt sprechen gehört und hoffe sie noch besuchen zu können. Ueberal sind die Quäcker als Gründer oder Direktoren dabei, und in Allem bemerkt man den Geist der Menschenliebe, der Pennsylvaniens ersten Gesetzgeber, den Gründer Philadelphias, William Penn, belebte; und je mehr ich von den Quäckern sehe, um so besser gefallen sie mir. Die

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/31&oldid=- (Version vom 4.8.2020)