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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

dem glatten Baum nicht gehen, sondern gleiten aus und fallen in den Abgrund hinab.“

Kein so schlechtes Bild, dieß da, für die Begriffe der Wilden von Wiedervergeltung nach dem Tod. Der Begriff der Indianer vom Guten und Bösen ist übrigens sehr unvollkommen und beschränkt, und ihre Vorstellungen von Belohnung und Strafe nach dem Tode sind blos der Wiederschein ihrer irdischen Vergnügungen und Widerwärtigkeiten.

Sie glauben an einen Geist der Geister, einen Uebergott, der über Alles und Alle herrsche, und die nordwestlichen Indianer nennen diesen „den großen Manitu“. Er scheint eine Macht ohne eigentlichen moralischen Gehalt zu sein. Sie glauben auch an eine Menge kleinerer Manitus oder Götter, und scheinen mir in Bezug auf ihre Götterlehre eher Pantheisten als Monotheisten zu sein. In den Thieren, in den Steinen, im Wald, in Allem, was lebt oder inwohnende Kräfte zeigt, erblicken sie einen Gott, welcher wandert. Manitu ist im Bären und Biber, in dem Stein, der Feuerfunken aussenden kann, vor Allem im Wald, welcher saust und den Menschen beschützt[1]. Sie suchen sich Manitu durch Geschenke und Opfer oft von blutiger und grausamer Art geneigt zu machen. Die Vermittler zwischen ihnen und Manitu sind ihre sogenannten Heilmänner, von denen man glaubt, daß

  1. Bemerkenswerth scheint mir der Glaube dieser Indianer, daß jede Thierart ein ursprüngliches großes Vorbild oder einen Typus habe, aus welchem sie stammt. So stammen alle Biber von dem großen Biber, der unsterblich irgendwo unter dem Wasser lebt, alle blauen Vögel von einem großen blauen Vogel, der unsichtbar über den Wolken hoch im Raume fliegt. Der große Biber ist der große Bruder aller Biber, der große blaue Vogel ist der Vater und Beschützer aller blauen Vögel.
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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/359&oldid=- (Version vom 14.2.2021)