Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band.djvu/72

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

nehmen. „O nein, nein!“ versetzte er galant. „Damengesellschaft ist immer so erfrischend für mich. Aber diese Bursche da, ich hasse sie!“ Und er machte gegen den kleinen Mann eine Geberde, die ihn hätte aus dem Zimmer treiben mussen, wenn er ihre Bedeutung recht verstanden hätte. Aber er saß wie eingewurzelt mit seinem Knittel da und schien fest entschlossen, sich nicht stören zu lassen. Ich mußte also den müden Staatsmann dem Kobold überlassen. Clay, der in hohem Grad populär ist, läßt Jedermann vor und soll sehr überlaufen werden von Personen, die seine Zeit und seine Dienstfertigkeit in Anspruch nehmen. Gegenwärtig soll er reizbarer und ungeduldiger sein, als man ihn je zuvor gesehen hat. Der Widerstand, auf den er stößt, ist wohl die Ursache davon. Welch ein Leben! Und doch ist es das, wornach die Männer streben.

Mit dem Senator von Georgia, Richter Berrian, einem geistreichen und scharfsinnigen Mann, dem schlimmsten Sklaverei-Vertheidiger, aber, wie ich glaube, von der Patriarchanart, besah ich heute die Bibliothek auf dem Capitol, einem großen schönen Saal mit herrlicher Aussicht und einem Versammlungszimmer während der Session, wenn man von den Staatsgeschäften ausruhen, mit Bekannten sprechen will u. s. w. Hier kann man alle Tage in einer Fensternische vor einem mit Papier und Büchern bedeckten Tische eine Dame vom Anfang des mittleren Alters, von eleganter Gestalt, feinem Gesicht und einnehmendem Ausdruck sehen. Sie scheint immer beschäftigt zu sein und mit mehreren bedeutenden Männern des Congresses in Rapport zu stehen. Sie wünscht auch etwas von dem Congress und sitzt da, um ihr Anliegen zu überwachen. Was begehrt sie, was will sie? Sie will zehn Millionen Dollars (von Land im Westen) als Grundstock zu einer jährlichen Austheilung für Irrenanstalten und Armenhäuser in allen Staaten

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/72&oldid=- (Version vom 4.8.2020)