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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

hieher. Den ersteren kennst Du bereits; im Senat sah ich ihn still und ruhig dasitzen — (er soll seine Rede in der Hauptsache bereits gehalten haben), und nur von Zeit zu Zeit wirft er bei den Reden der Südländer, die jetzt an der Tagesordnung sind, eine kurze Bemerkung dazwischen. Chase hat ein ausgezeichnetes edles und schönes Außere; ich habe selten eine würdevollere und stolzere Gestalt gesehen. Im Privatleben muß ein solcher Mann imponiren und Liebe oder auch Haß erwecken. Im öffentlichen Leben spricht er sich entschieden, aber wortkarg für das Freiheitsprincip aus.

Der Senator von New-York, Mr. Seward, ist ein kleiner Mann ohne persönliche Schönheit, und sein Organ hat jenen Nasenlaut, der bei den Söhnen Bostons (Seward ist aus dieser Stadt) nicht selten unangenehm auffällt. Gleichwohl hat diese Stimme hier einen der größten und edelsten Gedanken ausgesprochen, die während des Congresses an den Tag gekommen sind. Er ist ein entschiedener Antisklavereimann und erklärt sich gegen das Compromiß. „Ich will,“ sagte er neulich am Schlusse einer Rede, „für die Aufrechterhaltung der Union nicht durch Concessionen gegen die Sklaverei, sondern durch Förderung[WS 1] solcher Gesetze und Einrichtungen wirken, welche die Union zu einer Wohlthat für das ganze Menschengeschlecht machen.“ Wie gut und groß!

Gehe ich von dem Punkt, wo ich angefangen habe, weiter nach der Seite des Haupteinganges, so treffe ich nicht weit von Clay einen Südländer und Kämpen der Sklaverei, den Georgi’schen Senator Richter Berrian, einen Mann von Talent und Geist; er ist dabei auch ein braver und gottesfürchtiger Mann, ein Mann von feiner Bildung und der besten Lebensart, und es thut mir wirklich wehe, ihn als Advokaten der Schattenseite des Südens zu sehen, während er für die Rechte desselben kämpfen muß. Er steht jetzt mit Clay in Fehde

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  1. Vorlage: Förderuug
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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/96&oldid=- (Version vom 4.8.2020)