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Charlotte Ehrenpreis. Allein da mein Gewissen mir nicht erlaubt, sie zwey Jahre jünger zu machen, als sie wirklich ist, so sende ich die mir zugedachten fünfzig Dukaten zugleich mit zurück“. Der Teufel hole ein Gewissen, das sich durch fünfzig Dukaten nicht bewegen läßt!

M. Ehrenpr. Allein sollte der Plan nicht dem ohngeachtet glücken können?

Stram. Schwerlich, meine Reizende! Demoiselle Charlotte ist so verwünscht eckel in ihrer Wahl. Hätten wir den verfluchten Taufschein erhalten, so hätten wir wenigstens zwey Jahre Vormundschaft gewonnen. In der Zeit hätte man doch wohl irgend einen Gecken ausgewittert, der Gnade vor ihren Augen gefunden, und zugleich wegen ihres Erbtheils sich hätte handeln lassen. Bis itzt hat es ja nicht glücken wollen.

M. Ehrenpr. Giebt es denn keinen Ausweg mehr, lieber Stram?

Stram. Einen noch, aber einen gefährlichen! – Das Codicill, oder die Beylage zu Ihres seligen Mannes Testament zu unterdrücken. Als Vormund der Demoiselle Charlotte, und als Vertrauter ihres seligen Vaters habe ich es in Händen. Allein vielleicht dürfte Einer oder Andrer etwas vom Innhalte wissen.

M. Ehrenpr. Und Sie bedenken sich, es zu

Empfohlene Zitierweise:
Peter Andreas Heiberg: Die Hoftrauer, oder das Testament. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Orell, Geßner, Füßli und Comp., Zürich 1795, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Hoftrauer,_oder_das_Testament.pdf/14&oldid=- (Version vom 11.9.2022)