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Eilfter Auftritt.
Die Vorigen. Rose.

M. Ehrenpr. Besser wäre es gewesen, Er wäre gekommen, wie er war, Meister, als daß er mich mit dem Umkleiden aufhält.

Rose. Gnädige Frau, ich fürchtete, mich an der Etiquette zu versündigen.

Stram. Ha, ha, ha! So ist die Etiquette also auch für Schneider?

M. Ehrenpr. (lacht.) Vortreflich gesagt, lieber Stram! (Sie lachen beyde.)

Rose. Sie haben vollkommen Recht zu lachen. Ich lache selbst so oft über diese Faschingsstreiche.

Stram. So? Sie lachen selbst darüber. Nun, das ist bey Gott herrlich. (lacht.) Lachen Sie doch mit, meine Reizende! (Sie lachen beyde.)

Rose. Ja, ich lache freylich darüber. Sehn Sie, ich denke ungefehr so: Wenn der König und seine Familie Trauer anlegt, so thun Sie das für einen Bekannten oder Verwandten, oder auch aus andern Gründen; und die Leute ihrer täglichen Aufwartung oder ihres Umganges müssen denn auch schwarz gehen, das alles kann ich begreifen. Aber, was zum Henker geht dieß die Leute in der Stadt an? denke ich. Sehen Sie, da ich meine erste selige Frau verlor, gab ich meinem Gesinde nach löblicher alter Sitte Trauerkleider. Nun wohnen noch drey Familien ausser mich

Empfohlene Zitierweise:
Peter Andreas Heiberg: Die Hoftrauer, oder das Testament. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Orell, Geßner, Füßli und Comp., Zürich 1795, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Hoftrauer,_oder_das_Testament.pdf/20&oldid=- (Version vom 11.9.2022)