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in meinem Hause, und hätten diese nun auch Trauer angelegt, so würde ich sie für Narren gehalten haben.

M. Ehrenpr. Um Verzeihung, Meister! warum kleidet Er sich dann selbst als ein Narr? (lacht.)

Stram. Allerliebst, meine Gnädige! (lacht.)

Rose. Ich erwartete diese witzige Frage – – Ich thue es, weil Leute von meiner Profession von den Thorheiten der Welt leben müssen; und wollten alle Leute auf einmal klug werden, so müßten wir zu Tode hungern. Darum mache ich denn diese Narrenspossen mit.

Stram. Meister Rose versteht sich wohl besser darauf, Kleider zuzuschneiden, als die Lebensart der feinen Welt zu beurtheilen.

Rose. Aus einer verschnittenen Arbeit läßt sich schwerlich etwas Gutes herausbringen; und die Lebensart der feinen Welt ist ja so verschnitten, daß ich den Meister sehen will, der daraus etwas vernünftiges machen könnte.

M. Ehrenpr. Ja, hier giebt es etwas Anderes zu thun, als ins Gelage hinein zu raisonniren. Hier ist Hastarbeit, Meister! Meine Tochter und ich sollen heute Mittag zu meinem Schwager, dem Commerzrath Reinhard; und unsre schwarzen Kleider sind nicht in dem Zustande, daß wir sie brauchen können. Sieht Er? (zeigt ihm die Kleider.)

Rose. Hier ist die Zeit so kurz; nur ein Paar

Empfohlene Zitierweise:
Peter Andreas Heiberg: Die Hoftrauer, oder das Testament. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Orell, Geßner, Füßli und Comp., Zürich 1795, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Hoftrauer,_oder_das_Testament.pdf/21&oldid=- (Version vom 11.9.2022)