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Stram. Die würde ich selber tragen, wäre ich Schneider.

M. Ehrenpr. Die Welt ist verkehrt. Ja dann, mein Lakay soll sie hintragen. Adieu Meister!

Rose. Ich kann freylich sonst meinen Lehrburschen herschicken, wenn es incommodirt. Adieu, gnädige Frau! (ab.)


Zwölfter Auftritt.
Madame Ehrenpreis. Stram.

M. Ehrenpr. Ich kann denn doch wohl ruhig seyn, lieber Stram; kann mich gewiß darauf verlassen, die halben Zinsen von meines Mannes hinterlassenem Kapitale zu ziehen?

Stram. Ohne Zweifel. Das Testament lautet ausdrücklich, daß die Zinsen, so lange Sie leben, zwischen Ihnen und Ihrer Tochter gleich getheilt werden sollen. Nur die verwünschte Beylage zu Ihres Mannes Testament beschnitt Ihnen Ihre Einkünfte so sehr. Wenn ich es sagen darf, so war es eben auch nicht klug von Ihnen gehandelt, daß Sie ihn ohne Gemeinschaft des Vermögens heyratheten.

M. Ehrenpr. Freylich wahr! Indeß gewann ich doch bald so viel über ihn, daß er nicht lange nach unsrer Verbindung dieß günstige Testament machte. Welche Wespen ihn in zwey Jahre nachher gestochen haben, es zu verändern, begreife ich nicht.

Empfohlene Zitierweise:
Peter Andreas Heiberg: Die Hoftrauer, oder das Testament. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Orell, Geßner, Füßli und Comp., Zürich 1795, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Hoftrauer,_oder_das_Testament.pdf/24&oldid=- (Version vom 11.9.2022)