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Stram. O freylich. Fast hätte ich es vergessen. Sie erreichen heute Ihr zwanzigstes Jahr. Ich gratulire.

Charl. Ich danke, Herr Secretaire!

Stram. Ein Mädchen von Ihrem Alter und Vermögen und übrigen Vorzügen darf nicht länger unverheyrathet hinsitzen.

Charl. Mit mir hat es keine Eile. Sollten Sie es für ein Versehen halten, daß ich noch nicht verheyrathet bin, so liegt die Schuld bloß an Ihnen und meiner Stiefmutter.

Stram. Sie irren sich, meine Beßte! Wir haben Ihnen ja Freyer genug zu Ihrer eigenen Wahl vorgeschlagen.

Charl. Freyer genug, allein lauter Gecken. Den einzigen vernünftigen Mann, der sich um mich beworben, und den auch mein Herz gewählt hat, versagen Sie mir.

Stram. Liebe Charlotte, nennen Sie ihn einen vernünftigen Mann? Ihn, der nichts geringeres im Sinne führt, als die ganze Welt umzuschaffen, und Gottes Werke zu mäkeln.

Charl. Verzeihen Sie! Nicht die Welt, sondern die Thorheiten und Laster der Welt möchte er gern verändern und umschaffen; und diese nennen Sie doch wohl nicht Gottes Werke?

Stram. Einen Mann, der im geringsten nicht daran denkt, sich aus dem Staube empor zu arbeiten,

Empfohlene Zitierweise:
Peter Andreas Heiberg: Die Hoftrauer, oder das Testament. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Orell, Geßner, Füßli und Comp., Zürich 1795, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Hoftrauer,_oder_das_Testament.pdf/39&oldid=- (Version vom 11.9.2022)