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worein er sich selbst geschleudert hat; einen Mann der sogar darüber lacht, daß sein Vater Commerzrath geworden.

Charl. Darin hat er Recht, da sein Vater vernünftig genug ist, selbst mit zu lachen.

Stram. Einen Mann, dessen Umstände so schlecht sind, daß er Ihrer Mittel bedarf, um sich von Untergang und Gefängniß zu retten.

Charl. Wäre dieß auch der Fall, woran ich doch zweifle, so würde ich nie wünschen, mein Vermögen zu einem edleren Zwecke zu verwenden.

Stram. Einen Mann von so bestimmter Hartherzigkeit, der keinem Bettler auf der Straße einen Heller giebt.

Charl. Der aber im Geheimen vielleicht mehr Gutes thut, als Sie und Ihres gleichen am hellen lichten Tage.

Stram. Ja, was seine guten Handlungen im Geheimen betrift, so kann ich freylich von einem halben Dutzend hübscher Mädchen Beweis darüber schaffen.

Charl. Herr Stram, bezahle man Sie, um ehrliche Leute zu verläumden, so muß ich gestehn, Sie thun genug für Ihr Geld.

Stram. Wahrheit ist keine Verläumdung; und was ich gesagt habe, ist die lautere Wahrheit.

Charl. Die schwärzeste Wahrheit, Herr Stram, und die schändlichste Lüge.

Empfohlene Zitierweise:
Peter Andreas Heiberg: Die Hoftrauer, oder das Testament. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Orell, Geßner, Füßli und Comp., Zürich 1795, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Hoftrauer,_oder_das_Testament.pdf/40&oldid=- (Version vom 11.9.2022)