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Zwey und zwanzigster Auftritt.
Charlotte. Magnus.

Magn. (mit seinem Flor in der Hand.) Liebe, gute Mamsell! Sie sind doch immer so herzensgut, sind Sie; wollen Sie mir nicht erlauben, Sie um Rath zu fragen? Wollen Sie?

Charl. Sehr gern.

Magn. Sehn Sie, liebe Mamsell, Sie wissen doch, daß es Hoftrauer ist, wissen Sie? Und ich sage immer so, sage ich: Ein armer Lakay ist auch kein unvernünftiges Vieh, so wenig als Andre, sage ich. Und so binde ich vorhin diesen schwarzen Flor um meinen rechten Arm, thue ich, und komme mit einem Gewerbe herein zu der gnädigen Frau, thue ich. Aber so schalt sie mich einen Narren, schalt sie, und sagte, ich sollte den Flor wieder abnehmen, sagte sie; und nun will ich Sie denn fragen, meine liebe, gute Mamsell, ob dieß wohl so närrisch ist, da ich doch so viele mit Flor um den Arm herumlaufen sehe, thue ich.

Charl. Freylich ist es, mein guter Magnus! Dergleichen paßt sich gar nicht zu einer Livrey.

Magn. Ja, wenn Sie es sagen, so glaube ich es, thue ich; und so will ich es denn auch nicht tragen. Aber sehn Sie, so dachte ich, etwas muß ich doch haben, eben sowohl als andre Burgerleute, dachte ich; und so sagte ich bey mir selber,

Empfohlene Zitierweise:
Peter Andreas Heiberg: Die Hoftrauer, oder das Testament. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Orell, Geßner, Füßli und Comp., Zürich 1795, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Hoftrauer,_oder_das_Testament.pdf/42&oldid=- (Version vom 11.9.2022)