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M. Ehrenpr. Für wen war sie denn?

Magn. Ja, das mag Gott im Himmel wissen. Er fragte nach einer Frau Ehrenpreis; und ich antwortete ihm, hier wohne keine Frau Ehrenpreis, antwortete ich; sondern hier wohnten Ihre Gnaden die Madame Ehrenpreis, sagte ich. So sagte er, das käme auf eins hinaus, sagte er. Nein, antwortete ich, das ist ein verhenkerter Unterschied, sagte ich. So nahm ich ihm die Quittung aus der Hand, und sah sie an, so that ich. Und so stand da – o! ich will darauf sterben, daß es lauter Bosheit von den Postbedienten ist – so stand da bey meiner Seele! mit reinen und deutlichen Worten: An die Gewürzkrämer-Witwe, Frau Ehrenpreis. Aber, so müssen Ihre Gnaden auch glauben, daß mir der Kopf warm wurde, und so sagte ich zu ihm, er könnte zum Teufel gehen und nach der Frau Ehrenpreis suchen, sagte ich; und so erzählte ich ihm, daß in den letzten zwölf Jahren hier keine Frau Ehrenpreis gewohnt hätte, sagte ich, und daß sie gleich nach dem Tode ihres seligen Mannes ausgezogen wäre, sagte ich, und daß Madame Ehrenpreis wieder eingezogen wäre, sagte ich; und so jagte ich ihn zum Hause hinaus, that ich.

M. Ehrenpr. Er ist ein Tropf, Magnus! Konnte er ihm nicht rein heraus gesagt haben, daß sie ein andermal höflicher seyn möchten? Dann hätte das Lied gleich ein Ende gehabt.

Empfohlene Zitierweise:
Peter Andreas Heiberg: Die Hoftrauer, oder das Testament. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Orell, Geßner, Füßli und Comp., Zürich 1795, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Hoftrauer,_oder_das_Testament.pdf/8&oldid=- (Version vom 11.9.2022)