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daß Thea Bink mit so totenbleichem Gesicht und so eindrucksvoll abwehrend erhobenen Händen vor irgend jemandem zurückgewichen wäre. Hier geschah es. Für diese rätselhafte Frau war Harsts Andeutung, daß er um ihre Rachepläne wüßte, zu überraschend gekommen. All ihre Selbstbeherrschung brach jäh wie ein lockeres Kartenhaus zusammen. Sie sah sich durchschaut, und im Augenblick fand sie auch nicht ein Wort, diese eindeutige Anklage zu widerlegen. In ihrem widerspruchsvollen Charakter, der doch einen großen, fast heroischen, wenn auch auf irriger Grundlage beruhenden Zug aufwies, empörte sich ebenso plötzlich ihr starkes Selbstgefühl dagegen, daß ihre Leibgarde draußen Zeuge werden sollte, wie sie hier vielleicht noch mehr gedemütigt wurde. Mit einer herrischen Gebärde nach der Tür hin schickte sie ihre vier Getreuen davon, deren Gesichter ich nur ganz undeutlich wahrgenommen hatte. Daß diese Burschen nicht lange gefackelt hätten, bewies mir schon der helle Lichtreflex auf der Pistole des einen, der vom Lampenschein am stärksten getroffen wurde. Nun verschwanden die vier, und Thea Bink sagte nach einer minutenlangen Pause inneren Ringens mit etwas unsicherer Stimme:

„Herr Harst, ich bedauere es außerordentlich, daß der Pförtner Rex mich mißverstanden hat, wie ich soeben erst erfahren habe. Sie beide, meine Herren, werden begreifen, daß ich dieses kleine Geheimnis meines Hauses nicht gern bekannt werden lasse. Ich entschuldige mich bei Ihnen und bitte Sie, mir zu versprechen, dieses Geheimnis für sich zu behalten und sofort heimzufahren. Draußen wartet mein Auto … Es regnet sehr stark und gewittert.“

Ich möchte hier nicht die weitere Unterredung zwischen Harst und Frau Bink anführen, denn deren Inhalt ist recht belanglos.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Die Kaschemme Mutter Binks. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kaschemme_Mutter_Binks.pdf/37&oldid=- (Version vom 31.7.2018)