Seite:Die Lesung derer Romans, als ein sehr bedenkliches Mittel seine Schreibart zu verbessern.djvu/8

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Bibliothek zu zieren, keinesweges, er bemühte sich dieselben gründlich zu verstehen, und daraus eine vollständige und gründliche Erkenntnis zu erhalten. Aber, was erblicken wir jetzt in seinem Bücherbehältnisse? O! wie hat sich mit der Zeit auch die Neigung geändert; da sieht man nun vor den Demosthenes, Homerus, Tacitus, Cicero, Plinius und dergleichen, Journale, erdichtete Reisebeschreibungen, Schauspiele, und zwar von der schlechtesten Art, eben solche Fabeln, und andere zum Romanen gehörige Bücher. Doch damit sind die Lehrer der Jugend nicht zufrieden, sie beklagen sich aufs heftigste, sie bitten, sie vermahnen, solche Misbräuche abzuschaffen, aber vergebens.

Die Leser der Romans bekümmern sich im geringsten nicht um die ausgesuchten Redensarten, Figuren, Gleichnisse, Rechtschreibungen und Perioden, aus welchen Dingen sie doch noch einigen Nutzen schöpfen könnten. O nein! ihre Gedanken, Aufmerksamkeit und Absicht ist nur bloß auf die artige Geschichte gerichtet; haben sie nun eine angefangen, so lassen sie ihre nöthigsten Verrichtungen stehen, und ihre Seele brennet vor Begierde, nur den Ausgang zu wissen, da denn vorhero wohl bisweilen sind Thränen vergossen worden, wenn es denen Helden oder Heldinnen sehr unglücklich gegangen ist. Denn die Herren Verfasser derer Romanen, lassen ihre ganze Sorge dahin gehen, um beständig in ihre Erzählung Verwirrungen anzubringen, damit man desto mehr Aufmerksamkeit bekomme, und das Buch nicht so leicht weglegen könne, weil man sonst die Folge vergessen würde.