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Gegend und ein freundlicheres Ansehen geben die Ufer des Flusses, wenn an Leubetha, wo seine Kraft ein Maschinenwerk in Bewegung setzt und der Eisenbach sich mit ihm verbindet, – wenn an Hundsgrün und Unterhermsgrün, oberhalb dessen der Ebersbach in ihn fällt, – vorüber, endlich derselbe in die lachende Oelsnitzer Pflege hervortritt. Bevor aber dieses geschieht, so nimmt die Elster an der Tanzermühle den Görnitzbach noch auf, welcher sie nicht allein ansehnlich verstärkt, sondern auch auf seinem Grunde und in seinem Schooße ebenfalls Perlenmuscheln mit ihren freundlichen Früchten bewahrt. In dieser Gegend ist nun das eigentliche Stammhaus und die Heimath der Elsterperlen; denn nicht allein, daß hier die meisten Muscheln und wirklichen Perlenbänke angetroffen werden, so ist auch die Ausbeute und der Ertrag der in- und oberhalb der Oelsnitzer Fluren gefundenen Perlen fast jederzeit der ergiebigste und der kostbarste gewesen.[1]


  1. M. Fürgang, ein böhmischer Exulant, der bei der Vertreibung der protestantischen Geistlichen aus Böhmen im Jahre 1621 in Oelsnitz ein Asyl gefunden hatte, singt davon in seiner poetischen Beschreibung der Stadt Oelsnitz d. a. 1623, welche noch im Manuscripte im Rathsarchive zu Oelsnitz vorhanden ist, also:

    „Dem Vaterland ist eine Ehr,
    Der Strom, der dabei läuffet her.
    Die Elster derselbe wird genannt
    Und ist nicht sogar unbekannt,
    Entspringt nicht gar so weit von hin,
    Zulauffend’ Flüße vermehren ihn.
    In seinen Lauf streicht immer fort
    Vnd beswcht manchen feinen Ort,
    Bei Adorf, Oelsnitz und bei Plauen
    Mit seinem Strom läßt er sich schawen,
    Awf Elsterberg und Gera rinnt
    Awf Zeitz und Pegaw fein geschwind.
    Er eilet awch awf Leipzig stark
    Als ein gwt Kaufmann auf den Markt,
    Und fällt da in die Pleisse ein

    [4]

    Und verlewret den Namen sein
    Er bringt sein Waaren Perlen fein
    Die schön weiß, köstlich, güldig sein!
    „Ich selbsten, da ich war ein Knab’
    Im Wasser eins gefunden hab’.
    Sie werden gefunden nicht nur klein.
    Wie Erbsen, größer ein’s Theils sein.
    Die sind fürwahr eine schöne Gab,
    Mit meinen Aug’n ichs g’sehen hab.“
    Darumb nun hart verboten ist,
    Daß nicht ein jeder swcht und liest.
    Allein der, dem’s ist aufgetragen,
    Ohn Straf darf es sonst keiner wagen.
    An etlichen Orten findt man Gold
    Dem Menschenkinder sehr sind hold!“ – –

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/11&oldid=- (Version vom 28.9.2019)