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Harst erwiderte der bereits wieder von ihrem Schmerz völlig Überwältigten, er würde ihr bestimmt helfen. Aber er sagte das in so düsterem und zögerndem Ton, daß die Dame aufmerksam wurde und ängstlich fragte:

„Mein Gott, fürchten Sie etwa, daß Johannes tot ist, Herr Harst?“

„Ich fürchte es nicht, kann Ihnen aber auch keinerlei Hoffnung machen, daß er noch lebt, gnädige Frau,“ erklärte er nicht minder ernst und streckte ihr mitleidig die Hand hin, die er dann in der seinen behielt. „Sie sind ein schwergeprüftes Weib,“ fuhr er fort. „Vielleicht steht Ihnen sogar noch das Schwerste nahe bevor.“

Sie schüttelte müde den Kopf.

„Oh – was sollte sich wohl noch ereignen, das mein vor Schmerz fast totes Herz noch erregen könnte?!“

Harst blickte sie ernst an. – „Gnädige Frau, nehmen Sie all Ihre Kraft zusammen, damit Sie unter der Mitteilung nicht zusammenbrechen, die ich Ihnen machen muß. Palperlon ist abermals entwischt. Das junge Weib, das verhaftet wurde und das sich geschickt für James Palperlon ausgab, ist –“

„Magda!“ schrie Frau Knork auf. „Magda, mein Kind, – eine Mörderin! – Oh – dieser Schurke! Er wird sie zu diesem Verbrechen angestiftet haben. Er hat sie –“ Schon wieder erstickte ein Tränenstrom ihre Stimme.

Wir saßen schweigend da. Gegenüber dieser Verzweiflung eines lieben Mutterherzens wäre jedes Trostwort eine leere Redensart geblieben.

Welche Energie diese Frau jedoch besaß, zeigte sich jetzt noch deutlicher als vorhin. Theresa Knorks Tränen versiegten.

„Herr Inspektor,“ sagte sie zu Brodersen, „ich habe ein Recht darauf, mein Kind zu sehen. Hat Magda zugegeben, wie sie heißt, hat sie Ihren Namen genannt?“

„Nichts sprach sie bisher – nichts!“ meinte Brodersen leise und mit einem Blick auf die Dame, der verriet, daß er Herz genug besaß, mit ihr mitzufühlen.

Harst schaute auf. Er blickte Frau Theresa Knork an und sagte:

„Ich möchte Sie nach einiges fragen. – Ihr Gatte entdeckte die Muwuru-Mine bei einem Jagdausflug. Meldeten

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)