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Sie setzte sich auf den bereitgestellten Stuhl mit dem Gesicht nach den beiden Fenstern hin. Wie vereinbart, begann Harst dann anstelle Brodersens das Verhör und zwar in deutscher Sprache.

„Geben Sie zu, den Antiquitätenhändler Severin Blomberg erschossen zu haben?“ fragte er mild.

Beim Klange der vertrauten Heimatslaute zuckte Magda Knork zusammen. Ihre Blicke verrieten eine schnell sich steigernde Besorgnis. Dann veränderten ihre Züge sich plötzlich. Das Blut schoß ihr ins Gesicht, und mit einem Ausdruck ohnmächtigen Hasses schaute sie Harst nun an, stieß dann hervor:

„Oh, ich weiß, wer Sie sind, – Harald Harst! Der Verfolger eines Unglücklichen, den ich liebe, dem Sie aber aus Rachsucht Verbrechen über Verbrechen andichten!“

„Palperlon hat Sie belogen, Fräulein Knork, – belogen in allem!“ sagte er mit jenem Ernst, der seine Wirkung nie verfehlte. „Sie sind ihm lediglich Mittel zum Zweck gewesen. Er brauchte Sie, um zu erfahren, wo Ihr Vater die Muwuru-Skizze versteckt hielt. Dann weiter dazu, in die Villa gefahrlos einbrechen zu können.“

Magda Knorks Antlitz wechselte abermals den Ausdruck. Sie blickte Harst zweifelnd an. Unruhe und Angst erschienen auf ihren Zügen.

Da sprach Harst schon weiter. „Beantworten Sie mir eine Frage, die dann alles klären wird. Hat Palperlon mit Ihnen in Heluan über Ihres Vaters Entdeckung im Sululande gesprochen? Sagte er nicht, daß gerade er als Bergingenieur sich für neue Minenfunde interessiere?“

Das junge Mädchen senkte den Kopf. Eine Weile nichts.

Dann ein sehr zögerndes: „Ja!“

„Nun, das genügt. – Hören Sie mich an, Fräulein Knork. Ich will Ihnen in Kürze auseinandersetzen, weshalb Palperlon Sie umgarnt hat. Sie werden ihm in Ihrer Arglosigkeit in Heluan erzählt haben, daß Ihr Vater über die Muwuru-Mine eine Skizze angefertigt hätte, die er aber sehr sorgfältig verwahrt hielte. Er wußte Sie dann zu betören. Er war jedoch vorsichtig und wartete viele Monate, ehe er wieder einen Schritt weiterging. Er wollte Sie nicht argwöhnisch machen, und er hat stets Geduld bei der Verwirklichung seiner großzügigen Pläne bewiesen. – Er schickte Sie

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)