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heim zu Ihren Eltern. Unter welchem Vorwand, ist gleichgültig. Inzwischen hatten Sie ihm anvertraut, daß die Skizze in dem Wandschränkchen lag. Zu diesem wird nur Ihr Vater einen Schlüssel besessen haben. Jedenfalls hat Palperlon Sie dann während der sechs Wochen, die Sie daheim waren, des öfteren heimlich besucht. Ist es nicht so?“

Magda Knork nickte nur. Sie hob den Kopf nicht mehr. Ihre Wangen hatten alle Farbe verloren. Man merkte, wie sehr das Mißtrauen bereits ihre Seele mit allerlei Zweifeln peinigte.

„Palperlon wollte bei diesen Besuchen lediglich die Gelegenheit zu dem Einbruch auskundschaften,“ fuhr Harst fort. „Nachdem Sie aus Ihrem Elternhause dann wieder auf seine Veranlassung entflohen waren, führte er den Einbruch aus. Es kam ihm dabei lediglich darauf an, die Muwuru-Skizze schnell abzeichnen zu können. Zum Schein stahl er, was des Mitnehmens wert war. Jetzt aber, Fräulein Knork, hat er Sie abschütteln wollen. Ich weiß nicht, wie es ihm möglich war, Sie dazu zu bewegen, Blomberg niederzuschießen. Vielleicht hat er Ihnen eingeredet, Blomberg stehe mit mir im Bunde und wolle mir behilflich sein, ihn zu fangen.“

„So ist es,“ sagte das junge Mädchen leise. Sie hob den Kopf und schaute durch das Fenster mit einem völlig seelenlosen Blick auf das gegenüberliegende Haus, während ihr Gesicht wie zu einer Maske erstarrte. Diese bleichen, ausdruckslosen Züge wirkten fast beängstigend. Noch beängstigender war das, was folgte.

Wie im Traum sprach sie nun vor sich hin: „Mir fiel es schon damals auf, daß er immer wieder auf die als Pfeifenbeutel verborgende Skizze zurückkam! – Also deshalb – deshalb –!“

Frau Theresa Knork erschien plötzlich in der Tür.

„Magda – Magda, – mein Kind!“ rief sie mit tränenschwerer Stimme und breitete die Arme nach ihrer Tochter aus.

Das junge Weib jedoch blickte nur flüchtig nach der Mutter hin, stand auf, sagte fest, aber mit seltsam klangloser Stimme:

„Mein Leben ist verpfuscht. Ich weiß jetzt, daß Palperlon mich hintergangen hat, daß nur er der Einbrecher gewesen sein kann.“ Sie schaute Harst dabei an. „Ich glaube jetzt

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)