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auch alles andere, was von Palperlon behauptet wird. Er hatte mich in ein Netz von Lügen eingesponnen. Ich habe oft an seinen Worten gezweifelt. Ein Weib, das liebt, ist leicht zu täuschen, wehrt nur zu gern alle Zweifel von sich ab.“ Dann wandte sie sich an Brodersen. „Lassen Sie mich in meine Zelle zurückführen. Nachmittags will ich Ihnen alle Fragen beantworten.“

Frau Knork stand mit schlaff herabhängenden Armen da.

„Magda!“, rief sie nochmals.

Aber ihre Tochter schüttelte nur den Kopf und sprach wie in die Luft hinaus: „Es gibt keine Magda Knork mehr –“


Der Nachtzug Stockholm-Malmö ging um 10 Uhr 30 Minuten ab. Wir hatten ein Schlafwagenabteil belegt und machten es uns dort nach Möglichkeit bequem. Wir waren beide in ernstester Stimmung. Magda Knork hatte sich sofort nach Rückkehr in ihre Zelle mit Zyankali, das sie in ihren Kleidern verborgen gehabt haben mußte, vergiftet. Sie hatte für ihre Eltern nur einen Zettel mit den Worten: „Verzeiht mir!“ zurückgelassen.

Harst saß ganz still da und blies wie ein Automat den Zigarettenrauch von sich. Plötzlich sagte er dann:

„Ich bin überzeugt, daß Lihin Omen nur Magdas wegen Liebhaberdetektiv geworden ist.“

„Du meinst also, daß Doktor Branden unser Konkurent ist?“ fragte ich schnell.

„Ja. Wir wissen von Lihin Omen, daß er Berliner und reich ist. Beides trifft auch bei Branden zu. Die Hauptsache aber ist der Brief, den Lihin Omen Frau Knork zusteckte. Nur jemand, der die Familie Knork persönlich kennt, wird schreiben: „Ich hätte für Sie, Ihre Tochter und Ihren Gatten keine Mühe gescheut.“

„Du magst recht haben,“ erklärte ich nicht völlig überzeugt.

„Ich habe recht. Ich werde Dir das beweisen, sobald wir aus Südafrika zurück sind. – Hoffentlich finden wir in Bremen sofort einen Dampfer, der nach Kapstadt abgeht. Ich möchte keinen Tag versäumen. Palperlon will ja fraglos die Muwuru-Mine plündern. Ich nehme an, daß er bereits dorthin unterwegs ist. Er hat etwa 18 Stunden Vorsprung vor uns. Das macht viel aus bei einem Menschen, wie er es ist.

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)