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– Übrigens waren mir Magda Knorks Angaben – der rothaarige Irländer, die Worte Okirupu und großer Fetisch – sehr wertvoll. Besonders der „große Fetisch“! – Erinnere Dich an Frau Knorks Erzählung, an die Rätselbrücke, die niemand passieren läßt, der eine Matsaua-Schlange getötet hat. Diese Matsaua-Schlangen spielen in dem Fetischdienst der Sulus eine große Rolle. Mit das Interessanteste ist nun wohl der sogenannte Souquiant, die Schlange mit dem Menschenkopf, die die Sulu als „den großen Fetisch“ verehren. Dieser Souquiant ist eben die Matsaua-Schlange, ein ungiftiges, armdickes Reptil mit einem Kopf, dessen Zeichnung ungefähr an ein menschliches Greisengesicht erinnert.“

Zwölf Tage drauf waren wir in Kapstadt. Ohne Aufenthalt fuhren wir nach der Stadt Ladysmith weiter. Von hier aus hatte Johannes Knork in Begleitung zweier Mineningenieure, eines englischen Regierungsbeamten und dreier Suludiener zu Pferde die Reise fortgesetzt, wie uns Frau Knork noch mitgeteilt hatte. Dieser Beamte, ein Herr Moffley, war bald gefunden. Er erzählte uns, daß Knork niemandem näheres über die Lage der Fundstelle mitgeteilt und stets erklärt hatte, er würden erst an Ort und Stelle an Hand seiner Skizze beweisen, daß er der erste Finder der Diamantmine sei. Moffley bestätigte uns, daß Knork einen Leoparden an der Tränke habe schießen wollen, aber nicht zurückgekehrt sei. Alle Nachforschungen hätten keinerlei Erfolg gehabt. – Über die Rätselbrücke wußte er nicht viel. Er hatte sie noch nicht gesehen da Knork einen halben Tagesmarsch vor dem Muwuru verschwunden war. – Harst bat Moffley dann, uns einen eingeborenen Führer zu besorgen. Dieser Sulu namens Mansa war ein älterer Mann, der sich gut bewährte. Wir nahmen noch ein Packpferd mit; als Waffen nur Jagdmesser und unsere Repetierpistolen.

Unser Ritt ging zunächst nach Nordost durch bergiges Gelände, dann durch einen fruchtbaren Landstrich, wobei wir mehrere Kafferndörfer berührten. – Unser Führer Mansa sprach das Englische recht gut. Wir hatten unterwegs Zeit genug, ihn über alles Mögliche auszufragen. Harst hatte so nebenbei einmal das Wort Okirupu erwähnt. Da war der Sulu sofort aufmerksam geworden. Forschend hatte er Harst angeblickt und gefragt, ob dieser denn den Priester des großen Fetisch kenne. So erfuhren wir, daß Okirupu ein direkter

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)