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Nachkomme des letzten Sulukönigs Dinigulu sei und in einem Dorfe nordöstlich der Rätselbrücke wohne.

Eines Mittags bogen wir dann zwischen zwei Bergen in ein sehr romantisches, felsiges Flußtal ein. Dort unten rauschte und brauste der Muwuru.

Von diesem Augenblick an änderte sich Harsts Benehmen vollständig. Er wurde überaus vorsichtig und mißtrauisch. Mansa verstand kein Wort Deutsch. Harst sagte daher zu mir in deutscher Sprache: „Wir haben bisher von Palverlons Anwesenheit hier in Südafrika nicht das geringste bemerkt. Und doch wette ich, daß er hier ist. Es gibt noch einen zweiten Weg zum Muwuru, von Norden her, von Johannesburg. Möglich, daß er den gewählt hat.“

Wir ritten nun in das Flußtal hinab. Es gab hier etwas wie einen Weg. Man sah, daß die Rätselbrücke von den umwohnenden Sulus und Kaffern doch häufiger benutzt wurde. Die Brücke erkannten wir schon von weitem. Der Fluß war etwa fünfzig Meter breit, die Ufer meist abschüssig und bis zu zwanzig Meter hoch. An einer Stelle lag mitten in der reißenden, schäumenden Strömung ein Felsblock von vielleicht 25 Meter Höhe. Diese schlanke Natursäule stellte den Pfeiler der Brücke dar.

Hundert Meter vor der Brücke bog Harst in eine Schlucht ab und befahl unserem Führer, hier das Lager aufzuschlagen und auf uns zu warten.

Harst und ich machten uns dann zu Fuß nach der Brücke auf. Harst hatte sein Fernglas mitgenommen und erklärte nun, als wir sehr langsam dem Flusse zuschritten: „Es muß mit dieser Rätselbrücke eine besondere Bewandtnis haben. Merktest Du nicht, daß Mansa stets verlegen schwieg, wenn ich ihn nach der Bedeutung dieser Bezeichnung dieses Felsenüberganges als „Brücke der Geheimnisse“ fragte?“

Während Harst so sprach, ließ er seine Blicke ohne Unterlaß umherschweifen. Auch ich spähte dauernd nach irgend etwas Verdächtigem aus.

Jetzt standen wir auf der Uferhöhe. Vor uns reckte sich eine Felszunge über den halben Fluß nach dem Steinpfeiler hin, der ungefähr viereckig und oben flach bei etwa 12 Meter Seitenlänge war. Harst rührte sich nicht. Nur sein Kopf drehte sich bald hierhin, bald dorthin, und seine Augen eilten bedächtig spürend von Punkt zu Punkt. Dann nahm er sein

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)