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er den Arglosen und Dankbaren mimte. Er drückte Morrisson die Hand, meinte: „Master – in dem Loche hätten wir verhungern müssen!“

Dann wurde die Falltür wieder mit Hilfe der Zugvorrichtung geschlossen. Morrisson und die Sulus taten weiter so, als hätten sie bisher keine Ahnung von dem Vorhandensein dieser Menschenfalle gehabt.

Harst bat, daß für mich eine Tragbahre hergestellt würde. Es geschah. Die Sulus schleppten mich dann nach der Schlucht, wo Mansa auf uns wartete. Auf dem Wege dorthin erzählte Harst dem „biederen“ Morrisson, daß wir Harst und Schraut hießen und[1] als Privatdetektive nach Kapland gekommen seien, um einen Landsmann zu suchen. Den Namen Knork verschwieg er. Morrisson seinerseits erklärte, er sei „Prospektor“, Goldsucher. Die Neger stellte er uns mit einer gewissen Wichtigkeit als den obersten Fetischpriester der Sulus, Master Okirupu, und den zweiten Ferischpriester, Master Diguru, vor.

„Es sind die beiden einflußreichsten Männer des Suluvolkes,“ fügte er hinzu.

Harst meinte nachher, ich müßte unbedingt einige Tage geschont werden; ob wir nicht in einem Suludorfe ein Unterkommen finden könnten. – Worauf Morrisson mit den beiden schwarzen Halunken in der Sulusprache zum Schein eine Weile verhandelte und schließlich erwiderte, Master Okirupu würde uns in seine Hütte aufnehmen. – Ich sagte soeben „zum Schein“. Sehr bald erfuhr ich ja, daß vonseiten Morrissons und der Neger hier ein abgekartetes Spiel vorlag. Die drei Schufte hätten uns auch ohne Harsts Bitte zu Okirupus in einem sogenannten heiligen Walde liegendem Heim gebracht.

Erst nach Anbruch der Dunkelheit setzte sich unser Zug in Bewegung. Wir langten gegen zwei Uhr morgens dann vor Okirupus Behausung an, ohne auch nur einen Menschen in all den Stunden getroffen zu haben, obwohl mehrere Negerdörfer dem Hundegekläff nach in der Nähe liegen mußten.


Daß Okirupu unter den Sulus eine Persönlichkeit von Bedeutung war, verriet schon sein Heim. Es bestand aus drei großen Steinhütten, die durch einen Zaun von Dornenflechtwerk umgeben waren. Uns beiden wurde die leere


  1. Vorlage: und und
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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/24&oldid=- (Version vom 31.7.2018)