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Hälfte einer als Scheune dienenden Hütte angewiesen. Im Nu schleppten zwei Negerweiber für uns Matten, weichgegerbte Antilopenfelle als Decken und anderes herbei, um den Raum wohnlich herzurichten. Harst tat sehr müde, drückte Morrisson zum Gutenachtgruß wieder die Hand und lehnte eine Mahlzeit ab; er sei dem Umsinken nahe, erklärte er.

In unserem Verschlag brannten zwei durch Pflanzenöl gespeiste, primitive Lampen. Harst richtete mir ein Lager her, sagte sehr laut, ich solle nun einzuschlafen versuchen, gähnte wiederholt und streckte sich gleichfalls auf seine Matten aus, nachdem er die beiden Lampen ausgelöscht hatte. – Unsere Lagerstätten befanden sich an der aus Flechtwerk bestehenden Innenwand und zwar dicht nebeneinander. Harsts so stark hervorgekehrte Müdigkeit sagte mir, daß er es hierbei lediglich darauf abgesehen hätte bei Morrisson den Glauben zu erwecken, wir würden nun wie die Toten schlafen. Da ich bis hierher getragen worden war, fühlte ich mich vollkommen frisch. Es machte mir nicht die geringste Mühe, mich munter zu erhalten. Nach einer Stunde hörte Harst mit den unmelodischen Schnarchkonzert allmählich auf und raunte mir in längeren Pausen folgendes zu:

„Ich bin jetzt anderer Meinung geworden. Johannes Knork dürfte noch am Leben sein. Ich habe in dem hohlen Brückenpfeiler auch hierfür ziemlich sichere Beweise gefunden. Die Hauptsache ist, daß Morrisson in keiner Weise gegen uns Verdacht schöpft, wir könnten etwa wissen, wer er ist, das heißt, Palperlons Verbündeter. Sei also in allem überaus vorsichtig. Ich werde jetzt mal versuchen, die Hütte zu verlassen mich auf dem Hofe umzusehen. Bitte, beginne Du nun Deinerseits ein Schnarchkonzert, das sich nach zwei Schläfern anhört.“

Ich wollte Harst warnen. Mir erschien dieser nächtliche Rekognoszierungsgang reichlich gewagt. Aber Harst hatte sein Lager bereits verlassen, als ich die Hand ausstreckte, um ihn zurückzuhalten. Eine Ewigkeit dauerte es, bis er endlich wieder neben mir war.

„Die Schufte sind verdammt schlau,“ flüsterte er. „Ich bin nur bis an die Flechttür unserer Hütte gelangt. Denk’ Dir: im Hofe streichen ein paar Leoparden umher, entweder zwei oder drei. Wir können nicht heraus! Eine unangenehme Lage! Ich hätte so sehr gern die andere Hütte durchsucht, die

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)