Seite:Die Rätselbrücke.pdf/33

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vergangenen Nacht nur vier Personen in der Villa selbst aufhielten: die Köchin, das Stubenmädchen, Edward und ich.“

Zu meinem Erstaunen schnitt Harst setzt ein anderes Thema an: Augenkrankheiten! – Er erkundigte sich teilnehmend nach Frau Fitzgeralds Augenübel und bewies, daß er über Netzhautablösung besser Bescheid wußte als Jones Fitzgerald selbst. Als dieser das Gespräch wieder auf den Diebstahl bringen wollte, meinte Harst, das weitere möchte er sich lieber am Tatort schildern lassen.

Gegen zwölf Uhr mittags langten wir vor dem Parktor der Besitzung Fitzgeralds an. Schon die Mauer aus Backsteinen, das schmiedeeiserne Tor und das Gärtnerhäuschen daneben verrieten, daß Fitzgerald sehr reich sein mußte. Alles hier trug den Stempel des Gediegenen und bewies auch Geschmack. Die Villa lag in einer Lichtung des Parkes hinter einer weiten Rasenfläche, war im italienischen Stil gebaut und hatte zwei Stockwerke. Wir trafen vor dem Hause den Gärtner an, der ein Zierbeet frisch bepflanzte. Fitzgerald nickte dem Manne zu und fragte: „Was Neues, Simpson?“

„Nichts, Herr Fitzgerald.“

Simpson war ein schon bejahrter Mann mit kurzem Vollbart und einem Buckel. Den Kopf trug er schief wie Leute, deren Nackenmuskeln nicht in Ordnung sind.

Wir gingen weiter – „Simpson hat mal einen Negerspeer ins Genick bekommen,“ sagte Jones Fitzgerald so nebenbei. „Er ist ein unruhiger Geist. Auch so etwas Abenteurernatur, wie ich es einst war.“

Dann führte er uns in den ersten Stock der Villa in ein großes, dreifenstriges Vorderzimmer, das direkten Zugang vom Flur hatte und das Fitzgerald erst aufschließen mußte.

In dem Zimmer war’s blendend hell. Die Fenster hatten nur gelbe Sonnenvorhänge, die jetzt zurückgezogen waren. Man glaubte sich hier in einem Museum zu befinden.

Fitzgerald blieb in der Mitte unter dem elektrischen Kronleuchter stehen. – „Ich sammle afrikanische Altertümer und Raritäten, Herr Harst,“ erklärte er mit einer Handbewegung auf die großen Glasschränke ringsum und die Tische mit Glaskästen. Er schritt auf ein einzelnes Tischchen an einem Fensterpfeiler zu, auf dem ein kleiner, viereckiger, flacher

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)