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lenkte damals den Wagen. An einer Biegung gerieten wir in den Straßengraben. Aber Master Fitzgerald wollte von da an nichts mehr mit Autos zu tun haben. So wurde denn der schöne, neue Wagen verkauft.“

Harst entließ den Schwarzen jetzt. Wir gingen eine Allee entlang, die nach einem Pavillon führte.

„Was hast Du denn entdeckt?“ fragte ich. „Mir scheint, Du beargwöhnst Fitzgerald selbst. Daß Du ihn so halb und halb wegschicktest, machte mich stutzig.“

Harst blieb stehen. „Lieber Alter, zunächst ist das eine sicher, daß Frau Fitzgerald nicht augenkrank ist. Ihr Mann behauptete, sie leide seit zwei Jahren an Netzhautablösung. Und dabei hat er als ihr Gatte von diesem Augenübel so gut wie gar keinen Schimmer. – Merktest Du, daß er eine etwas zu lang gereckte Pause machte, als er von dem Spezialarzt sprach. Für diese Pause lag kein Grund vor, wenn Frau Fitzgerald wirklich zur Befragung eines Spezialisten nach London gefahren wäre. Ich bezweifle dies sehr stark. Auffallend ist doch auch, daß ein Diener, der doch in acht Jahre mit seiner Herrschaft eng verwachsen sein muß, nichts von einer solchen Erkrankung weiß. Jedenfalls stimmt in diesem Punkte irgend etwas nicht. – Das wäre Nummer eins. Dann weiter: Jones Fitzgeralds ganzes Benehmen drückte nicht lediglich Bestürzung und Ärger über den rätselhaften Diebstahl aus, sondern auch Angst, – irgend eine Angst vor irgend welchen Folgen, die dieses Verschwinden des Steines nach sich ziehen könnte. Vielleicht hegt er Mißtrauen gegen den Neffen seiner Frau. Diese scheint nach des schwarzen Dieners Andeutungen sehr verwöhnt und sehr launenhaft zu sein. Auch diese Angst Fitzgeralds werden wir beachten müssen. – Drittens: der Diamant kann nur mit Hilfe der richtigen oder doch tadellos gearbeiteter Nachschlüssel gestohlen worden sein. – So, nun wollen wir umkehren und uns von dem Stubenmädchen das Haus zeigen lassen. Denke daran, daß das Personal noch nichts von dem Diebstahl weiß. Wir sind harmlose Bekannte Fitzgeralds. Benimm Dich danach.“


Als wir im Salon nun allein waren, setzte sich Harst an den Flügel und begann zu phantasieren.

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/36&oldid=- (Version vom 31.7.2018)