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Name sichert ihn gegen jedes Mißtrauen von seiten der öffentlichen Meinung.“

Harst hatte mit diesen Ausführungen nicht so ganz unrecht, wie ich sehr wohl einsah. Als ich dies gerade aussprechen wollte, hörten wir im Salon Schritte. – Wir lernten nun Edward Pook kennen, einen vielleicht 28jährigen, bartlosen Herrn von sehr gemessenem Wesen, so recht einer jener Engländer, die uns Deutschen als die verkörperte Temperamentlosigkeit und Unnahbarkeit erscheinen.

„Mein Onkel hat mich hergeschickt, um den Herren Gesellschaft zu leisten, sagte er. „Es ist mir eine Ehre, mit Ihnen bekannt zu werden, Herr Harst. Ich hätte nur gewünscht, daß nicht gerade diese unangenehme Veranlassung Sie in das Haus Onkel Jones geführt hätte.“

Wir nahmen wieder im Salon Platz. Pook begann über den Diebstahl eine schleppende Unterhaltung. Ihn schien das Verschwenden des wertvollen Steines ziemlich kalt zu lassen. Harst war ebenfalls sehr zugeknöpft und wurde erst lebhafter, als Pook erwähnte, sein Onkel hätte den Diebstahl nun doch der Polizei gemeldet.

„Das ist nur richtig,“ meinte Harst. „Die Behörde darf nicht übergangen werden, schon um Mißdeutungen vorzubeugen.“

Dabei sah er Pook so scharf an, daß selbst dieser Automat unruhig wurde, errötete und fragte: „Mißdeutungen?! Ich verstehe Sie nicht ganz, Master Harst.“ Er sprach englisch, obwohl er vermutlich auch das Deutsche beherrschte. Aber er war eben ein waschechter Brite, der sich etwas zu vergeben glaubte, wenn er eine fremde Sprache gebrauchte.

„Gewiß, – Mißdeutungen insofern, als die Polizei sich verletzt fühlen könnte wenn sie nicht hinzugezogen wird,“ erwiderte Harst.

Pooks Benehmen blieb leicht verlegen. Ich merkte, daß Harst ihn absichtlich durch prüfende Blicke verwirren wollte. Sehr bald erschien dann ein Detektivinspektor namens Garner aus Kapstadt mit einem Beamten. Garner war uns gegenüber von einer eisigen Höflichkeit. Da Fitzgerald Harst den Türschlüssel zum Museum übergeben hatte, bat Pook nun um diesen Schlüssel und begleitete die Beamten nach oben. Wir blieben im Salon. Harst setzte sich neben mich auf das Sofa.

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/38&oldid=- (Version vom 31.7.2018)