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„Sehr ungemütlich hier für uns!“ meinte er. Dieser Pook verdient ein Fragezeichen. Der Bursche gefällt mir nicht. Und dieser Inspektor Garner noch weniger.“

Gut zwanzig Minuten vergingen. Dann kam Garner allein zurück. Sein Gesicht drückte schlecht verhehlten Triumph aus. Sehr im Gegensatz zu seinem Benehmen vorhin zeigte er jetzt Harst gegenüber eine wortreiche Liebenswürdigkeit.

„Sie haben das Zimmer oben doch auch durchsucht, Herr Harst,“ sagte er nach einigen vorbereitenden Sätzen. „Ist Ihnen dieser Knopf entgangen, der hinter dem Glaskasten auf dem kleinen Tischchen lag?“ Er holten einen braunen Knopf aus der Westentasche hervor, an dem noch ein paar Zwirnfäden hingen, und reichte ihn Harst mit einem Lächeln, das etwa sagen sollte: „Siehst Du, – wir hier in Kapstadt haben doch bessere Augen als Du!“

Harst besah den Knopf, erwiderte aber nichts. Garner fügte daher hinzu: „In Edward Pooks Zimmer fand ich die Hausjoppe, an deren rechtem Ärmelaufschlag dieser Knopf fehlt. – Ich bitte Sie beide aber, hierüber zu schweigen.“

„Das ist selbstverständlich,“ erklärte Harst. „Der Fund ist fraglos belastend.“

Hätte Warner Harst so gekannt, wie ich meinen Harald kenne, würde er wohl die Ironie aus diesem letzten Satz herausgemerkt haben. So aber sagte er vertraulich: „Pook ist Spieler und wettet gern. In der Stadt ist er wenig beliebt. Sein Vater[1] war General in der indischen Kolonialarmee, und er ist genau so eingebildet auf seinen Namen wie Frau Lizzie Fitzgerald auf den ihres Vaters.“

„Haben Sie Pook verhaftet?“ fragte Harst schnell.

„Nein. Noch nicht. Ich habe ihn gebeten, auf sein Zimmer zu gehen und mich dort zu erwarten. Ich tat so, als hätte ich etwas Vertrauliches mit ihm zu besprechen. – Was meinen Sie, Master Harst, genügt der Knopf nicht vollständig zu einer Verhaftung?“

„Oh – darüber möchte ich mir kein Urteil erlauben. – Hat Pook sehr viel Schulden?“

„Ob er Schulden hat, weiß ich nicht. Aber alle Spieler sind höchst zweifelhafte Charaktere.“

Harst nickte. Garner stand vor ihm und überlegte. „Hm – Fitzgerald ist einer der angesehensten Bürger der Stadt,“


  1. Vorlage: Vaer
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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/39&oldid=- (Version vom 31.7.2018)