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Palperlon noch immer sich seiner Freiheit und der ergaunerten Millionen erfreut.

Er nahm den Hörer auf.

„Morgen, Herr Inspektor. – Strengen Sie sich nicht unnötig an. Weiß schon, was Sie mir mitteilen wollen, – daß sich herausgestellt hat, daß Sie diesen angeblichem Palperlon in die falsche Abteilung des Polizeigefängnisses eingesperrt haben, eben in die Männerabteilung. – Woher ich dies erfahren habe? – Von niemandem. Aus mir selbst heraus. Mir war es schon in der Nacht in Blombergs Wohnung bekannt. – Weshalb ich’s Ihnen nicht sagte? Ja – ich war eben überzeugt, Sie würden’s sehr bald herausfinden oder das Weib würde es eingestehen. Ich mache nicht gern überflüssige Worte. – Ah – also deshalb ist die Sache jetzt erst entdeckt worden. Sie haben die Gefangene nur flüchtig durchsuchen und gleich abführen lassen, weil es doch mitten in der Nacht war. – Gewiß, kommen Sie nur. Ich bleibe hier im Hotel. Auf Wiedersehen also!“

Harst legte den Hörer weg, fing abermals an, im Zimmer hin und her zu wandern, als es klopfte.

Harst rief Herein. Es war der Kellner mit einer Visitenkarte.

„Die Dame läßt Herrn Harst inständigst bitten, sie zu empfangen,“ erklärte der Kellner.

Harst las laut den Namen und Titel der Karte vor:

Frau Generalkonsul Theresa Knork,

sagte dann: „Ich lasse bitten –!“

Der Kellner verschwand. Harst blickte mich sinnend an.

„Lieber Schraut,“ meinte er leise, „wir werden fraglos sehr Interessantes von dieser Dame zu hören bekommen. Wer mich „inständigst“ um eine Rücksprache ersucht, der hat schweren Kummer.“

Es klopfte wieder. Harst öffnete, ließ eine schlanke, große, sehr elegant gekleidete Frau ein, deren Gesicht auf den ersten Blick tiefes Herzeleid, das nur mühsam vor der Welt verborgen werden konnte, verriet.

Dann saß Frau Theresa Knork in dem einen Korbsessel, das Gesicht dem Fenster zugewandt. Harst hatte in dem zweiten Sessel Platz genommen und ich war auf dem Sofa sitzen geblieben.

„Herr Harst,“ begann die Dame sofort und zog nervös

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)